Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Aids-Prävention.
Wir doch nicht! HIV, damit infizieren sich höchstens Fixer, Freier und die Fickbrüder in der Schwulendisco. Denken viele. Zu viele. Zu lange. In den Neunzigern dreht der Wind.
Hihi. „Ohne Dings kein Bums!“ Pubertierende in der Schweiz kichern dabei mindestens genauso wie in dem Moment, als ihre Lehrerin zur Demonstration ein Kondom auf die Salatgurke aufrollt. Doch vor der Komik kommt der Schock. Er erfasst die breite Bevölkerung, als diese realisiert, dass das Virus längst in ihren Reihen wütet. Und also nicht bloss Rand- und Unanständige befällt, sprich Junkies, Nutten, Sextouristen. Tennislegende Arthur Ashe und Popart-Ikone Keith Haring 1990, Rapper Eazy-E 1995, Freddie Mercury 1991 natürlich, diverse Hollywood-Schauspieler – jeden kann es erwischen. Ausser er passt auf.
Wie das geht, dafür sensibilisieren Kampagnen, welche Gesundheitsminister allerorts in Auftrag geben. Die WHO erklärt 1988 den 1. Dezember zum Welt-Aids-Tag. Das Logo der bis 1992 laufenden „Gib Aids keine Chance“-Kampagne gehört noch heute zu den bekanntesten Deutschlands, eingangs erwähnter Slogan geniesst in der Schweiz Kultstatus. Immer mehr Promis zeigen die rote Schleife der Solidarität mit denen, die an der bis jetzt unheilbaren Infektion leiden. Die Todeszahlen sind rückläufig, klar. Doch allein West- und Südafrika zählt gemäss UN-Bericht 2018 zusammen über 25 Millionen Infizierte – von weltweit knapp 38.