Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Technoparaden.
Take it to the streets! Im letzten Schritt vom Untergrund- zum Massenphänomen zieht der Technozirkus von Lovemobiles bewummert durch Europas Innenstädte. Bis… Genau, bis zur Tragödie von Duisburg.
Besucherrekord? Jahr 2018, mit 1.1 Millionen Zaun- und Tanzgästen. Die Zürcher Street Parade ist ein Spätzünder – und ein Relikt. 1993 ziehen (unter diesem Namen) erstmals Raver ums Seebecken. Zu einer Zeit, in der ähnliche Nz-nz-Umzüge allerorts aus dem Stadtboden wachsen. Die Love Parade in Berlin natürlich, in München die Union Move, die Reincarnation in Hannover, Generation Move in Hamburg, später die Lake Parade in Genf.
Klar, die Roots reichen weiter zurück, zu Kraftwerk, nach Detroit… Doch mit den Paraden etabliert sich Techno als veritable Jugendkultur. Hunderttausende marschieren durch Häuserschluchten, Monkey in a Cage mit 150 Dezibel: Für die einen sommerliche Kostümparty (wobei gewisse Kostüme mit sehr wenig Stoff auskommen), Freakshow für die anderen. Im neuen Millennium versanden die meisten Projekte. Nicht die ab 1986 abgehaltene Love Parade (Peak 1999 mit 1.5 Millionen Menschen), die jedoch aus Berlin in den Ruhrpott zieht.
Der Schluss folgt tragisch 2010: Massenpanik in Duisburg, 21 Tote, über 500 Schwerverletzte, unzählige Traumatisierte. Die als Nachfolge angekündigte B-Parade findet nie statt. Um ihrerseits die Street Parade in Zürich zu canceln, braucht es 2020 eine globale Pandemie. Sie wird 2021 fortgesetzt. Also, vielleicht.