So viele Uhren. So wenig Zeit. In seinem 270. Jubiläumsjahr lanciert Vacheron Constantin eine Reihe von Neuerscheinungen – darunter einen Weltrekord mit 41 Komplikationen. Wir gratulieren, staunen und präsentieren unsere Favoriten

„Die Jugend ist die Zeit, Weisheit zu lernen. Das Alter die Zeit, sie auszunutzen“, schrieb Jean-Jacques Rousseau. Leider nicht in die Geburtstagskarte von Vacheron Constantin. Das Maison hat sich in den vergangenen 270 Jahren nicht nur Weisheit, sondern auch die große Kunst der Haute Horlogerie angelernt und präsentiert diese jetzt mit einer Hand-, oder vielmehr: Armvoll neuen Modellen. Doch vielleicht hat Rousseau die weisen Worte auch einst direkt an Jean-Marc Vacheron gerichtet, als die beiden in einem Genfer Salon ihre Pfeifen stopften und in frisch belegte Canapés bissen. Die Freundschaft zwischen dem Uhrmacher und dem Philosophen – später zog auch Voltaire mit den beiden um die Häuser – fängt die damalige Epoche perfekt ein. An ihren Schreibtischen forderten die Männer und Frauen der Aufklärung den Fortschritt der Gesellschaft, der nur mit der Freiheit des Individuums einhergehen kann. In den Werkstätten und Fabriken sorgten technische Innovationen für kleine und große Maschinen, die bislang Unmögliches zum Kinderspiel machten. Es war die Zeit des Aufbruchs. Und Jean-Marc Vacheron setzte jene Uhren zusammen, um sie anzuzeigen. Es dauerte nicht lange und die raffinierten Konstruktionen des Genfers waren hochbegehrt. Doch erst als dessen Enkel Jacques-Barthélémy Vacheron im Jahr 1819 mit dem Kaufmann François Constantin eine Partnerschaft einging, entstand daraus ein Markenname, der in den kommenden Jahren unter anderem auf den Wunschzetteln europäischer Kaiserhöfe, ägyptischer Königshäuser und des Weißen Hauses landete.

The Quest in the World
Einige Weltreiche, die einst mit einer Vacheron Constantin am Handgelenk regiert wurden, sind inzwischen von der Landkarte gefegt. Doch das Westschweizer Maison tickt weiter – und wie. Das 270. Jubiläumsjahr zelebriert Vacheron Constantin unter der Maxime „The Quest“. So nannte man es früher, wenn sich Ritter für Gott und Burgfräulein ins Abenteuer stürzten. Doch die Drachen, die es für die Uhrenmanufaktur zu töten gilt, sind winzig klein. Es sind jene Komplikationen, die über eine bloße Zeitanzeige hinausgehen und unter dem Mikroskop in Fragmenten von Millimetern arrangiert werden müssen. Jean-Marc Vacheron war einer der ersten Menschen, der sich im 18. Jahrhundert erfolgreich an ihre Konstruktionen wagte. In den folgenden Jahrzehnten wurden die stetig anspruchsvolleren Komplikationen zu einem Markenzeichen des Hauses und erreichen jetzt einen vorläufigen Höhepunkt.


Les Cabinotiers Solaria Ultra Grande Complication
Scheint wie nicht von dieser Welt. Acht Jahre hat ihre Entwicklung gedauert. 1’521 Komponenten ruhen und unruhen in ihr. Versetzte der Firmengründer damals die Welt ins Staunen, als ihm eine Datumsanzeige auf der Uhr gelang, sind in der Solaria 40 weitere Zusatzfunktionen vereint. Damit ist die Les Cabinotiers Solaria Ultra Grand Complication die komplexeste Armbanduhr, die je hergestellt wurde. Unter anderem zeigt sie die Position und Höhe der Sonne, die Tagesdauer und – eine Weltpremiere – wann bestimmte Sterne oder Sternbilder am Himmel zu sehen sind. Außerdem verbirgt sich im Gehäuse ein Glockenspiel, das den Westminsterschlag wiedergibt. Damit diese Melodie nach ihrem berühmten Londoner Vorbild nicht klingt wie auf einem Blechbecher geschlagen, sind vier Glocken und vier Hämmer nötig. Eingefasst ist diese Sternstunde der Technik in 18-karätigem Weißgold mit 45 mm Durchmesser und einer Höhe von 14,99 mm. Damit ist die Solaris zwar kompakt genug, um sie sich kurz für den Wochenendeinkauf anzuschnallen. Doch das wäre so, als würde man die Mona Lisa zusammenfalten und als Buchzeichen benutzen.
Historiques 222 Stainless Steel
1977 hatte das Maison auch Grund zum Feiern. Zum 222-jährigen Jubiläum schloss sich Vacheron Constantin nicht bloß dem aufkommenden Trend sportlicher Luxusuhren an, sondern definierte die Sparte dank der 222 auf elegante Weise neu. Designt von einem damals noch jungen, doch schon bald legendären Jorg Hysek, wurde die Uhr zu einem der beliebtesten Modelle in der Firmengeschichte. Die Original 222 sowie ihre Neuauflage Historiques 222 aus dem Jahr 2022 sind bei SammlerInnen inzwischen so begehrt wie das letzte Croissant am Frühstücksbuffet. Und auch die neu erschienene Edelstahl-Version dürfte jetzt die Herzen der Connoisseure zum Schmelzen bringen.
Overseas Grand Complication
Auch die bekannteste Schöpfung aus dem Vermächtnis von Vacheron Constantin erhält ein Update. Zum ersten Mal wurde die Overseas mit den Komplikationen Minutenrepetition, Ewiger Kalender, Tourbillon und Gangreserveanzeige ausgestattet. Damit verbindet die Marke ihre Haute-Horlogerie-Tradition mit dem populärsten Sportmodell des Hauses. Und dank dem skelettierten Openface-Design sieht man bei dieser Overseas auch bis auf den Grund, wo die Technik Mikrometerarbeit leistet.

Traditionnelle Openface
Wer sich der ursprünglichen Vision von Jean-Marc Vacheron besonders nahe verbunden fühlt, legt sich die Traditionnelle auf die Haut. Das klassische Modell hat auch in ihrer neuen Gestaltung nichts zu verstecken und fasziniert mit einem offenen Zifferblatt. Die Traditionnelle Openface Editions sind jeweils auf 370 Stück limitiert und in drei Variationen erhältlich: mit Vollkalender, mit Tourbillon retrograde Datumsanzeige und mit Ewiger Kalender retrograde Datumsanzeige.

Tribute to the Celestial
Für das neueste Modell blicken wir noch einmal in die Sterne. Die Uhrenserie Métiers d’Art Tribute to the Celestial besteht aus zwölf Kreationen, jede von einem Tierkreiszeichen inspiriert. Die filigranen Umrisse werden mit Gold, Opalin und Diamant gestaltet. Dagegen funkelt auch der klarste Nachthimmel vergeblich. Obwohl auch diese Serie eine konstruktionstechnische Ausnahmeerscheinung ist, legt der Métiers d’Art Tribute to the Celestial den Fokus auf eine Facette in der Uhrmacherei, die unter der Last von Mathematik und Mechanik oft vergessen geht. Denn so haargenau Uhrmacher:innen auf das Werk blicken, das unmittelbar vor ihnen liegt, sollte ihr – und unser – Blick auch dann und wann ganz weit in die Ferne schweifen. Denn genau dort liegen noch all die Geheimnisse und unerreichten Möglichkeiten, die uns träumen lassen und zu immer neuen Glanzleistungen antreiben.

The Quest
Auch nach 270 Jahren Lust auf Abenteuer: Für Vacheron Constantin ist 2025 das Jahr von The Quest. Neben einer Reihe von Neulancierungen und kulturellen Veranstaltungen feiert das Maison sein Jubiläum mit einer immersiven Ausstellung. Auf großer Welttournee kommt sie vom 15. bis zum 28. September auch in die Heimatstadt Genf. Dort, am Pont de la Machine, öffnet Vacheron Constantin die Schatzkiste und gibt Einblick in historische Dokumente, Werkzeuge und – selbstverständlich – Uhren, die Geschichte schrieben.
Hier tauchst du noch tiefer in die Welt von Vacheron Constantin ein.
Fotos: © Vacheron Constantin