Was geht eigentlich Backstage so ab an den Fashion Weeks? An den kleinen Shows, wo die Hoffnung auf die lang ersehnte Karriere in der Mode noch am größten ist? Fotograf Evan Bates wollte es wissen und dokumentierte die Energie abseits des Laufstegs. Bei The Model Experience, Heavensgate und NotyetDesign begleitete er Kreative auf ihrer ganz persönlichen Fashion-Week-Reise.


Wer sind die Menschen, die sich an der New Yorker Fashion Week für ihren Karrierestart in der Modeindustrie ins Zeug legen? Fotograf Evan Bates fing sie mit der Kamera ein. Und fand heraus, dass sie nicht nur aus den unterschiedlichsten Ecken anreisten, sondern auch ihre ganz eigenen Ziele und Hoffnungen verfolgten.
Allie kam aus Buffalo zu ihrer ersten NYFW und bringt das Modeln mit ihrer Arbeit als Assistenzlehrerin in der Sonderpädagogik im Vorschulbereich unter einen Hut. Gianna zeigte ihre erste NYFW-Kollektion bei Heavensgate und betonte dabei die für sie wichtige neue Welle des Feminismus und die Bedeutung, „Widersprüche zu schaffen, anstatt Kompromisse einzugehen“. Haru hat gerade ihr Masterstudium im Fachbereich Fotografie am FIT begonnen und fotografiert ihre zweite NYFW bei Heavensgate, nachdem sie im letzten Winter ihre erste Show hatte. Sie glaubt, dass sie noch einen langen Weg vor sich hat, und möchte sich in der Fotografie weiterentwickeln.
Dot zeigte seine Kollektion unter dem Namen „T’FUŁA“ bei The Model Experience. Er war extra aus Denver angereist, weit weg von seiner Familie, um seine Kollektion zu zeigen und höchstwahrscheinlich die Kosten für den Verkauf seiner Kleidung wieder hereinzuholen. Die freiberufliche Haarstylistin Taylor scherzte bei Heavensgate: „Ich bin die Älteste hier.“ Taylor hat, nachdem sie bei ihrer Arbeit an Filmsets in Oklahoma an ihre Grenzen gestoßen war, ihr Leben auf den Kopf gestellt und zog nach Brooklyn. Sie erklärte, dass Menschen in ihrem Alter so etwas nicht tun, und deutete auf die etwa 100 Leute, die sich auf einem winzigen Balkon in Downtown Brooklyn drängten und darauf warteten, auf den Laufsteg zu gehen. Sie flogen her, opferten Zeit, Geld, Schlaf und Beziehungen, um das zu verfolgen, was sie liebten, und etwas Schönes für sich selbst zu erschaffen.


Unterstützung statt Konkurrenz
Die Models halfen sich gegenseitig beim Schminken, DesignerInnen fotografierten andere Models, Freunde und Freundinnen wurden zur Mithilfe herangezogen, und ein Teil des Publikums kam hinter die Kulissen, um mit ihren Liebsten zu sprechen oder sich die Kleider genauer anzusehen. Die Liebe zur Mode war in der Garderobe wichtiger als jeder soziale Status. Ein großer Teil dieser Shows bestand aus Networking, und alle hatten ihre Instagram-Suchleiste bereit, um etwas einzugeben.
Sowohl Haru als auch Ivana, eine Haar- und Make-up-Künstlerin, sprechen über die Bedeutung der Kontakte und Freunde, die man bei den Shows knüpft, und wie dies zu weiteren Möglichkeiten führen kann. Auch Evan Bates konnte nur Zugang zu diesen Shows erhalten, weil er in der Vergangenheit fotografiert oder mit Models oder DesignerInnen zusammengearbeitet hatte, die an der New York Fashion Week arbeiteten.
Die Luft war schwer von Druck, Nervosität (und Parfüm), denn man darf nicht vergessen, dass alle hier auf eigene Kosten hier sind, und bei all den vorgestellten DesignerInnen ist es wichtig, einen Eindruck zu hinterlassen – warum sollte man sonst den ganzen Weg hierher geflogen sein? Für viele ist dies die Chance, den einen Kontakt zu knüpfen oder die eine Person zu finden, mit der man in den kommenden Jahren zusammenarbeiten wird.



Was Evan Bates sonst so vor seiner Linse hat, siehst du hier.
Auch die schwedische Marke Cos war an der New York Fashion Week vertreten.
Fotos: © Evan Bates