Von Gucci über Mugler bis hin zu Jean Paul Gaultier: Diese Saison verspricht ein wahres Modespektakel zu werden. In den vergangenen Monaten gab es in der Branche zahlreiche Neuaufstellungen – so viele wie schon lange nicht mehr. ChefdesignerInnen, die jetzt in den SS26-Shows von Paris und Mailand ihre Visionen für renommierten Marken präsentieren. FACES liefert dir den ultimativen Überblick.
Für die meisten Menschen heißt September: zurück an die Uni, ins Büro oder schlicht in den Alltag. Für uns Mode-Aficionados ist dieser Monat jedoch rot im Kalender markiert – denn der Herbstanfang läutet den Beginn des Fashion Months ein. Und in diesem Jahr ist die Spannung besonders hoch: Die zahlreichen DesignerInnen-Debuts in Milano und Paris bringen die Herzen bei FACES zum Flattern.


Demna bei Gucci
Vom enfant terrible bei Balenciaga zum neuen Kreativchef von Gucci: Demna bringt seine radikale Handschrift nun ins Herz der italienischen Luxuswelt. Die Erwartungen an den deutsch-georgischen Modedesigner könnten kaum höher sein – besonders nach den beiden kontroversen Balenciaga-Kampagnen, die 2023 einen Schatten auf seine Karriere geworfen haben. Ursprünglich war geplant, dass seine „La Famiglia”-Kollektion am 23.09 enthüllt wird, nur wurde sie bereits einen Tag vorher auf dem Gucci-Instagram Account präsentiert. Die Kollektion ist vom 25. September bis 12. Oktober in zehn ausgewählten Gucci Stores erhältlich. Anders als zuvor angenommen wird Demnas erste Gucci-Show nicht diesen September in Milan, sondern im März 2026 stattfinden.
Wo: Online
Wann: 22. September
Simone Bellotti bei Jil Sander
Der gebürtige Mailänder hat zuletzt einen kurzen Abstecher bei der Schweizer Marke Bally gemacht. Davor war er Teil von Dolce & Gabbana und Bottega Veneta, bevor er ganze 16 Jahre für Gucci designte. Wer an Bellotti denkt, denkt an zeitlose Entwürfe und elegante, detailverliebte Looks. Mit diesem Hintergrund bringt der 46-Jährige ein Gespür für feine Handwerkskunst ins minimalistische Universum von Jil Sander.
Wo: Milano
Wann: 24. September


Dario Vitale bei Versace
Der Designer aus Neapel startete seine Mode-Karriere bei Dsquared2, bevor er unter der kreativen Leitung von Tomas Maier für Bottega Veneta arbeitete. Jetzt, nach 15 Jahren Liebesbeziehung zum Modehaus Miu Miu – zuletzt als Head of Ready-to-Wear and Brand Image Director – tritt Vitale bei Versace an und übernimmt somit die Nachfolge von Donatella Versace. In seiner letzten Position galt Vitale als rechte Hand der Chef-Designerin Miuccia Prada, die Miu Miu zu einem der spannendsten Labels der letzten Jahre gemacht hat. Unter ihm haben die Wachstumsraten der italienischen Luxusmarke mit einer Umsatzsteigerung von 93 Prozent alle Erwartungen übertroffen. Dies soll Vitale, der für seine elektrische Ästhetik geliebt wird, auch bei seinen neuen legendären Arbeitgeber bewirken.
Wo: Milano
Wann: 26. September
Louise Trotter bei Bottega Veneta
Die Britin leitete zuvor Carven und steht für subtile Eleganz und ein Gespür für Form. Anfangs Jahr sorgte sie mit ihrer Kampagne zu Bottega Venetas 50. Jubiläum („Craft is our language”), zu deren Gesichtern unter anderem Tyler, the Creator zählte, für Aufmerksamkeit. Diese Saison ist sie die einzige Frau, die ihr Laufsteg-Debüt für ein neues Label feiert. Im Mai haben wir bereits einen Sneak-Peek auf die Designs der 56-Jährigen erhalten, als sie Julia Moore für das Cannes Film Festival eingekleidete.
Wo: Milano
Wann: 27. September


Miguel Castro Freitas bei Mugler
Der Portugiese war zuvor sowohl für drei Jahre bei Sportmax (teil der Max Mara group) als auch an der Seite von John Galliano (Dior), Stefano Pilati (Yves Saint Laurent), Alber Elbaz (Lanvin) und Raf Simons (Ready-to-wear Dior) tätig. Doch trotz dieser steilen Karriere bei diversen großen Modehäusern, blieb Freitas bisher im Hintergrund – so eröffnete er beispielsweise erst nach der Bekanntgabe seiner neuen Position bei der französischen Marke einen Instagram-Account, der bis dato nur ein Bild zeigt. Bei Mugler treffen nun seine vielseitigen Erfahrungen und das daraus entstandene Savoir-faire auf ein Haus, das seit jeher für avantgardistische Silhouetten bekannt ist.
Wo: Paris
Wann: 2. Oktober
Jack Mccollough und Lazaro Hernandez bei Loewe
Neu an der Spitze des spanischen Luxushauses Loewe sind Jack Mccollough und Lazaro Hernandez. Die beiden wurden bekannt, nachdem sie 2002 ihren Abschluss an Parsons School of Design gemacht haben und direkt im Anschluss das Modelabel Proenza Schouler gründeten – benannt nach den Mädchennamen ihrer Mütter. Diese Marke, die für cooles Großstadt-Flair steht, ist nun ein fester Bestandteil der New Yorker Fashion Week – und der Kleiderschränke von It-Girls wie Chloë Sevigny. Mit ihrer Vision und Kreativität passt das Duo perfekt zum Code der 1846 in Madrid gegründeten Brand – so sieht es auch Loewe CEO Pascale Lepoivre. Bei Proenza Schouler ist Rachel Scott neu an der Spitze.
Wo: Paris
Wann: 3. Oktober


Pierpaolo Piccioli bei Balenciaga
Der italienische Modedesigner Pierpaolo Piccioli übernahm von 2008 bis 2024 die kreative Leitung bei Valentino. Vorher war er 10 Jahre lang bei Fendi tätig. Seine präzise kuratierten Kollektionen haben mit ihren voluminösen Schnitten und faszinierenden Farbpaletten Modegeschichte geschrieben. Nun soll der gebürtige Römer – nach seinem als Provokateur bekannten Vorgänger Demna – das Luxushaus in sichere Gewässer führen und eine etwas sanftere Ära einläuten. Kritische Stimmen bezeichnen die Wahl als nicht besonders vorwärtsgewandt und hätten lieber Modedesignerinnen wie Martine Rose oder Grace Wales Bonner in der Rolle gesehen. Er selbst sagte gegenüber Vogue, dass er ein Bild von Mode vermitteln will, „das von Selbstbewusstsein, Menschlichkeit und Intelligenz geprägt ist” – wir sind gespannt.
Wo: Paris
Wann: 4. Oktober
Duran Lantik bei Jean Paul Gaultier
Le freak, c’est chic: Nach einem langen Stuhltanz, der seit Jean Paul Gaultiers Rückzug 2020 andauerte, wurde im April 2025 ein Nachfolger ernannt: Duran Lantik übernimmt die kreative Leitung der legendären Maison. Mit Janelle Monáes ikonischen Vagina Pants machte er 2019 auf sich aufmerksam. Heute kennt man den Niederländer vor allem für seine surrealen Silhouetten und punkige Attitude. Duran Lantiks gleichnamiges Label kombiniert Secondhand-Stücke mit Restbeständen großer Luxusmarken und kooperiert dabei mit Communities wie wohnungslosen Menschen und SexarbeiterInnen. Während der Paris Fashion Week präsentierte er einst Latexartige Körper-Rebuilds. Damit passt der 38-Jährige perfekt zur DNA des Hauses Gaultier: Denn auch dieser war nie bloß Couturier, sondern stets Provokateur, Gender-Bender, Gesellschaftskritiker; man denke an Madonnas Kegel-BH.
Wo: Paris
Wann: 5. Oktober

Matthieu Blazy bei Chanel
Von Bottega Veneta zu Chanel: Matthieu Blazy ist seit 40 Jahren der erste Kreativdirektor, der die heiligen Hallen Chanels von außen betritt. Nach Lagerfelds Tod 2019 übernahm dessen Stellvertreterin Virginie Viard, die seit 1987 Teil vom Maison ist, die kreative Leitung. Die Neubesetzung hat perfektes Timing, da ModekritikerInnen langsam aber sicher mit Ungeduld auf die immer gleichen Muster und Silhouetten des Couture-Hauses reagierten. Wir freuen uns darauf, zu sehen, wie der französisch-belgische Designer die DNA von Chanel neu interpretiert.
Wo: Paris
Wann: 6. Oktober
Eins ist klar: diese frischen (und einwandfrei gekleideten) Gesichter werden die Modewelt einmal auf links drehen – und wieder zusammennähen.
Auch in der Schweiz haben einige JungdesignerInnen ihr Debut gefeiert. Hier die Looks, die uns an der Mode Suisse ins Auge gestochen sind.
Fotos: © dpa Picture Alliance, © Launchmetrics SpotlightSM