Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Britpop.
Von NME und der übrigen UK-Musikpresse angestachelt, erlebt die Insel ein majestätisches Duell um die Britpop-Krone – mit einem Showdown à la „Rumble in the Jungle“.
In einer Ecke: Blur. Verwurzelt in der Kunststudentenszene Londons spinnt die Truppe um Damon „Zuckerwattenstimme“ Albarn und Graham Coxon verspielt-unberechenbaren Tüftlerpop mit arty-experimentellem Einschlag. In der anderen Ecke: Oasis aus dem Industriemoloch Manchester, an der Front die reibeisenstimmige Rotzschleuder Liam Gallagher, dahinter das Songwriter-Bollwerk seines Bruders, Ex-Roadie Noel. 14. August 1995, gleichzeitig schleudern die Schwergewichte neue Singles auf den Markt. Und Blurs „Country House“ schiesst auf die Eins. Dahinter kommt Oasis‘ „Roll With It“ mit einem blauen Auge davon.
Neben Hits à gogo („Wonderwall“, „Song No. 2“…), Schlagzeilen und Exzess bringt die Schlammschlacht monumentale Langspiel-Perlen hervor: „What’s the story…“, „Definitely Maybe“ (Oasis), „The Great Escape“, “Modern Life is Rubbish“, „Parklife“ (Blur) und so fort. Und selbst wenn Blur in experimentelle Gefielde abdriften, Oasis – von wegen blauem Auge – am Machtkampf der Gallaghers zerbrechen sollten und Bands wie Ash, Pulp oder Suede genauso erwähnt gehören: Die Essenz des Britpop konzentriert sich auf diesen Montag im Spätsommer 1995.