ASAP Rocky hat den Mund voller Gold und das Hirn voller Flausen. Er rappt über Drogen, Sex und Geld, auch wenn er aussieht als würde er noch an Mutters Brust nuckeln. Eigentlich ist alles anders: Der Vater im Knast, der Bruder abgeknallt. Und A$APs Ziel? Rappen bis die Engel ihn hören.
Wie haben wir die Schnauze voll von diesen Hipstern, diesen Möchtegern-Individualisten, die schlussendlich doch mitten im Strom schwimmen. Zu leicht könnte man A$AP Rocky für einen solchen halten mit seinen Grillz, den Braids und dem Ego, das mindestens so groß ist wie damals die Löcher in Tupacs Brust. Doch dann fletscht der Bubi seine mit Gold gekleisterten Zähne, und man weiß: Dieser Junge ist anders. Er sieht zwar aus wie ein Gangster, will aber keiner sein. Er trägt keinen Pelz, keinen Schmuck, dafür Acne und Raf Simons. Und dass er sich für die Klamotten den Arsch aufreißt – sprich: sie bezahlt – ist für ihn klar. Denn den goldenen Löffel, den kennt A$AP Rocky, der eigentlich Rakim Mayers heißt, nur vom Hörensagen. Aufgewachsen im Harlem der späten 80er, wandert sein Vater Mitte der 90er in den Knast. Kurz danach stirbt der Bruder, ermordet, abgeknallt. Die Stadt ist gefährlich, Drogen regieren. Rakim zieht mit der Mutter durch die Frauenhäuser, vertickt farbige Pillen, dann kommt es endlich, sein Ventil: der Rap. Die ASAPs haben es ihm angetan, ein Bund crazy Kids aus Manhattan – Always Strive and Prosper –, denen allen die Noten durchs Herz tanzen. 2007 kommt Rakim dazu, A$AP Rocky ist geboren. Er spricht seitdem viel über den Swag, mal mit mehr oder weniger „fucking“. Seine Musik ist eine Reise durch den Hip Hop, er klaut hier ein Wort, da die Lyrics – egal, gemixt und durch den Wolf gedreht, klingt danach alles ganz anders, nach A$AP Rocky eben. Mit dem Style aus Harlem und dem Slang aus dem Süden. Fette Karren, nackte Weiber, so was sucht man in seinen Clips vergeblich. Lieber eine Badewanne voller Kohle, auch das ein Klischee, aber was soll’s. Schließlich postet Lana del Rey seine Videos auf Facebook, sie geistern durchs Netz, infizieren die Welt als nicht enden wollender Ohrwurm. Stolz schwillt die Hühnerbrust – besonders, als die Major-Labels um ihn buhlen wie Schönheitsköniginnen um die Krone. Alle wollen ihn, für drei Millionen Vorschuss geht er zu Sony, mehr als die Hälfte für ihn, den Rest für die Crew. Das wird erst mal begossen, mit dem üblichen: Hustensaft, gemixt mit Sprite, Eis und Jolly Ranchers. Dem lila Gesöff, das einem so schön das Hirn vernebelt, die Sinne raubt oder schärft, je nachdem, welches Symbol auf den Pillen ist, die man davor noch runterwürgt. Es muss gut sein, das Zeug, schließlich widmet A$AP Rocky dem Drink einen Song. Der Hip-Hop-Sprössling wird von MTV zum Kronprinz gekürt, der Rolling Stone spricht von ihm als „King of New York“. Was kommt als nächstes? Die eigene Kollektion? „Ich bin doch nicht wie die anderen Rapper, die irgendwelche hässliche Scheiße raushauen, nur um kurz mal ein bisschen Kohle zu machen!“. Lieber chillt er Zuhause, liest Harry Potter („Wehe, ihr lacht mich aus!“) oder zieht sich seinen Lieblingsfilm rein: „Charlie and the Chocolate Factory“. Und ja, solche Geständnisse sind herrlich erfrischend aus dem Mund eines Königs, der eigentlich noch ein Prinz ist.