Angus Mitchell ist so, wie man sich einen Kalifornier vorstellt: herzlich, gut gelaunt und nur zu gerne bereit, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Gemeinsam mit seiner Frau Mara trifft uns der Beauty-Unternehmer zum Interview und spricht darüber, was es bedeutet, der Mitinhaber von John Paul Mitchell Systems zu sein.
FACES: Welche Bedeutung haben Haare für dich?
Angus Mitchell: Haare sind genau wie Mode. Man kann sie auf unterschiedliche Weise tragen – je nachdem, wie man sich fühlt. In den vergangenen drei Jahren der Pandemie waren wir sehr entspannt. Jetzt, wo die Pandemie vorbei ist, beginnen wir damit, uns herauszuputzen und ein bisschen schicker zu machen. Das ist es, was ich an Haaren liebe: Sie können auf unzählige Arten frisiert und geschnitten werden.
F: Welchen vergangenen Haartrend holst du zurück in die Gegenwart?
AM: Ich liebe die sehr klassischen Trends der 1950er Jahre – vor allem die Frisuren in den Schwarz-Weiß-Filmen von Sophia Loren oder Audrey Hepburn. Es wäre toll, wenn die Menschen vermehrt zum Friseur gehen würden, um ihr Haar auf diese romantische Art und Weise stylen zu lassen.
F: Gibt es Bad Hair Days überhaupt?
AM: Bad Hair Days beginnen morgens nach dem ersten Blick in den Spiegel. Wir wachen auf, gehen ins Bad, betrachten dort unser Spiegelbild und fragen uns: „Oh mein Gott, was soll ich nur damit anfangen?!“ Mit den richtigen Produkten und der richtigen Haarpflege ist alles halb so wild, und es kann jeder Bad Hair Day ganz schnell zu einem wundervollen Tag werden.
F: Welches Produkt hilft uns an einem solchen Bad Hair Day am besten?
AM: Ganz klar: die Clean Beauty-Linie. Die Produkte dieser Reihe fühlen sich besonders leicht an und sind einfach anzuwenden. Darüber hinaus liebe ich die fantastische Verpackung, die auch der Natur Sorge trägt. Die gesamte Linie ist vegan, die Verpackung besteht aus bio-basiertem Plastik, und darauf sind wir sehr stolz.
F: Welcher Person würdest du gerne ein Styling verpassen?
AM: Ich kann dir sagen, dass ich jemanden gestylt habe, von dem ich begeistert bin. Ich spreche von Maye Musk. Sie ist eine gute Freundin meiner Mutter, und eines Tages sagte sie: „Angus, wieso hast du mir noch nie die Haare geschnitten?“ Daraufhin antwortete ich: „Du hast mich nie gefragt…“ Mitten in der Pandemie kam sie mit ihrer Assistentin zu uns nach Hause und fragte mich, ob ich schon eine Vision davon hätte, wie ihre zukünftige Frisur aussehen würde. Die Idee war bereits in meinem Kopf, und sie gab mir mit folgenden Worten den Startschuss: „Tu, was immer du willst!“ Also zauberte ich ihr einen wunderschönen, kurzen Bob-Schnitt. In diesem Moment war ich enorm stolz, schließlich ist sie eine Ikone und das erste Supermodel, das ich stylen durfte.
F: Hast du den Eindruck, FriseurInnen seien manchmal inoffizielle Therapeuten ihrer KundInnen?
AM: Natürlich. Je mehr Zeit man mit jemandem unter vier Augen verbringt, desto mehr ist man bereit, seinen Alltag oder seine tiefsten Gedanken zu teilen. Das ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten Eigenschaften eines Friseurs bzw. einer Friseurin und unterscheidet eine normale Friseurin bzw. einen Friseur von einem brillanten.
F: Wenn du nicht das Lebensprojekt deines Vaters übernommen hättest, wie hätte dein Karriereplan ansonsten ausgesehen?
AM: Ich liebe Theater. Deshalb war es auch mein Lieblingsfach in der Highschool. Meine Mutter war Schauspielerin und meine Großmutter Opernsängerin. Als ich jünger war, habe ich meine Großmutter nachgeahmt, während sie mir Gesangsunterricht gab. Eines Tages packte sie mich am Ohr und schleppte mich zum Metropolitan Boys’ Choir in New York City, wo ich drei Jahre lang Oper sang. Ich war ein Naturtalent auf der Bühne, und der Agent meiner Mutter wollte mich unbedingt fürs Fernsehen haben.
F: Du bist dann allerdings nicht Schauspieler geworden, sondern hast das Erbe deines Vaters Paul Mitchell angetreten. Welche Herausforderungen stellen sich dir in deinem Alltag als Beauty-Unternehmer?
AM: Ich hatte nicht die Möglichkeit, eine TV-Karriere zu machen und auf großen Bühnen aufzutreten. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass ich das Beste aus beiden Welten zusammengeführt habe. Ich habe meine eigene Bühne, und ich kann auf der ganzen Welt auftreten, um das Erbe meines Vaters zu ehren. Vor allem folge ich keinem Skript und kann aus meinem Herzen sprechen. Die Herausforderungen, mit denen ich in der Vergangenheit konfrontiert war, bestanden darin, meinen Vater im Geiste zu ehren. Durch meine unglaubliche Reise hatte ich das Gefühl, schließlich meine Stärke in meiner Gabe gefunden zu haben, mit Menschen zu kommunizieren und ihnen ein guter Friseur zu sein.
F: Wie sollen die Menschen Paul Mitchell in Erinnerung halten?
AM: Es gibt nicht genug Papier, um das alles aufzuschreiben. Aber ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen an unsere Innovation, unsere Kultur, unser Know-how, unsere Kunstfertigkeit und an die Leistung unserer Produkte erinnern.
F: Wie war deine Beziehung zu deinem Vater?
AM: Das ist tatsächlich eine meiner Lieblingsgeschichten! Ich habe mich bereits früh mit meinem Vater spirituell verbunden gefühlt. Ich weiß noch, wie ich zu meinem Vater sagte: „Der Baum fällt nicht weit vom Apfel.“ Und mein Vater sagte: „Nein, mein Sohn, es ist genau umgekehrt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Ich entgegnete: „Nein, Papa, ich hatte das Gefühl, dich schon gekannt zu haben.“ Das war meine Art, meinem Vater zu sagen, dass ich ihn vielleicht aus einem anderen Leben kenne.
F: Paul Mitchell war eine der ersten Marken, die sich gegen Tierversuche ausgesprochen hat. Woher kommt dieser starke Wunsch, für das Recht der Tiere zu kämpfen?
AM: Mein Vater war ein großer Aktivist. Er war Vegetarier, als es noch nicht populär war, einer zu sein. Er und John Paul DeJoria waren beide der festen Überzeugung, dass keine Tierversuche durchgeführt werden sollten, da ein Inhaltsstoff, der einmal getestet wurde, nicht noch einmal getestet werden muss. Sie waren auch der Meinung, dass sie, wenn Produkte wirklich weiter getestet werden müssten, dies einfach an sich selbst oder an FriseurInnen testen könnten, da sie die Produkte ja selbst verwenden. Im Laufe der Entwicklung des Unternehmens haben wir auch eine nachhaltige Farm auf Hawaii aufgebaut, wo die meisten für unsere Produkte benötigten Inhaltsstoffe gewonnen werden.
F: Auch das soziale Engagement ist Paul Mitchell wichtig.
AM: Sich für wohltätige Zwecke einzusetzen, ist ein Teil von uns. Das macht unser Unternehmen einzigartig und begeistert auch unsere AnhängerInnen. Unsere Vertriebs- und Partnerschaften weltweit vertreten dieselbe Philosophie. Auch in der Schweiz unterstützen wir Wohltätigkeitsorganisationen wie die Limmat Stiftung, Look good feel better oder Elfen helfen. Dies ist unsere Art, der Welt etwas zurückzugeben, an Menschen, die nicht so viel Glück hatten wie wir.
F: Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich gerne geben?
AM: Dazu muss ich nicht in die Vergangenheit reisen, denn ich habe einen Sohn, dem ich diese Weisheiten weitergeben kann. Dylan ist sieben Jahre alt, und während ich ihn heranwachsen sehe, denke ich oft an Dinge, die ich ihm beibringen möchte: Das Leben ist kein Wettlauf, es ist ein Marathon. Lass dich von Hürden nicht einschüchtern, sondern vertraue darauf, dass du es schaffen kannst und dass alles gut wird.
F: Was hat sich in der Beauty-Branche in den vergangenen Jahren verändert?
AM: Während der Rezession ließen sich die Menschen seltener die Haare schneiden oder färben. Heute, nachdem sie so lange im Dunkeln getappt sind, haben die Menschen den Wunsch, sich schöner und gepflegter zu fühlen. Jetzt dreht sich alles um Mode, gutes Aussehen und Wohlbefinden. Auch die Technologie hat sich verändert, und es ist wichtig, über Social Media oder andere Medienkanäle mit seinem Friseur oder seiner Friseurin in Kontakt zu bleiben und über die neuesten Trends informiert zu sein. Dank Instagram ist vieles einfacher und schneller geworden. Jetzt kann man Bilder von seinen Kreationen zeigen, um neue KundInnen zu gewinnen. Zu meiner Zeit mussten wir das Geschäft nur durch Empfehlungen ankurbeln. Ich weiß nicht, ob es jetzt einfacher oder komplizierter ist…
F: An welchen Projekten arbeitest du gerade?
AM: Wir freuen uns sehr darauf, neue Verpackungen zu entwerfen und innovative Wege zu finden, um innerhalb unserer gesamten Produktpalette noch nachhaltiger zu werden.
F: Hast du darüber nachgedacht, deine ganz eigene Marke zu gründen?
AM: Das ist meine eigene Marke – es steht mein Name drauf! (lacht) Nein, da ich in diese Branche, in diese Marke hineingeboren wurde, fühle ich mich nicht nur als Eigentümer, sondern auch glücklich und gesegnet, Teil von so viel mehr zu sein. Die Paul-Mitchell-DNA und die Möglichkeit, Menschen auf der ganzen Welt mit unseren Produkten zu begeistern, sind ein unbezahlbares Geschenk!
Mehr Informationen zu Paul Mitchell gibt es unter PM Care Systems AG.