Bulgari gehört zu den mächtigsten Luxushäusern der Welt. Die Geschichte seines Aufstiegs ist ein Märchen von Leidenschaft und Vision, das ganz unspektakulär 1884 in Rom seinen Anfang findet. Begonnen beim Schmuck, stellt Bulgari heute auch Uhren, Taschen und Parfums her. Und das mit einem Erfolg, dessen Zeiger durch die Decke schlägt.
Es gibt sie noch, diese Traditionshäuser in Familienhand, von einer zur nächsten Generation weitergegeben. Bulgari ist so ein Unternehmen, das sein Erbe mit Liebe pflegt. Schließlich ist es eine schöne Geschichte, die vom Aufstieg des einst mittellosen Sotirio Bulgari, der 1881 seine griechische Heimat verlässt und sich in Neapel mit der Eröffnung eines Ladens einen Lebenstraum erfüllt. Nicht lange, und dieser wird ausgeraubt, alles zerstört, was einst so wunderbar seinen Platz fand – das Leben ist eben nicht immer fair. Jetzt heißt es Mut beweisen, sich wieder aufrichten, weitermachen. Sotirio Bulgaris nächstes Ziel: Rom. In der Via Sistina findet er ein neues Zuhause und startet ein neues Geschäft. Die Arbeit ist hart: Jeden Morgen beginnt Bulgari um 5 Uhr damit, Silber einzuschmelzen, zu gießen und neu zu formen – seine Leidenschaft. Dabei entstehen Medaillons oder Gürtelschnallen, mit Liebe zum Detail ausgearbeitet, inspiriert von griechischen, byzantinischen oder islamischen Elementen und kombiniert mit Figuren aus der Mythologie. Sein Erfolg raubt Bulgari den Atem und so folgt bald sein zweites Geschäft, später sogar das dritte. So geht es weiter munter die Leiter hinauf. Als Sotirio 1932 stirbt, übernehmen die beiden Söhne Giorgio und Costantino. Eine der ersten Handlungen: die Änderung des Namens in BVLGARI – Blockbuchstaben in Kombination mit der römischen Fünf. 1940 bringt Bulgari erstmals zusätzlich zum bereits weit über die Grenzen hinaus bekannten Schmuck auch Uhren auf den Markt. Und die Erfolgsgeschichte nimmt Fahrt auf.
La Dolce Vita
In den Fünfzigern wird Rom zum Mittelpunkt des internationalen Jet Set. Filmstars bevölkern das „Hollywood am Tiber“, unter ihnen Liz Taylor, Richard Burton, Audrey Hepburn oder Tyrone Power. Und die wollen eines: möglichst viel Bling-Bling. Hepburn beschenkt mit Bulgari-Schmuck etwa ihre Mutter, während sich Tyrone Power und Linda Christian hier ihre Eheringe aussuchen. Bulgari stattet die Damen und Herren aus, die ihrerseits das Traditionslabel in die Welt hinaustragen. Ganz subtil verändert sich der Stil: Die Colliers werden opulenter, man spielt mit Farbe und Edelsteinen und integriert 1960 zum ersten Mal antike Münzen als Hommage an den römischen Ursprung. Bulgari ist nicht zu stoppen, eröffnet schon bald die ersten Geschäfte in New York, Genf, Monte Carlo oder Paris. Die Welt braucht Schmuck – und Bulgari entwirft fleißig. Ägyptische und indische Einflüsse prägen das Label, bis Mitte der 70er eine neue Idee dazu kommt: Das Konzept der Tragbarkeit. Bulgari setzt sich zum Ziel, Schmuck zu kreieren, Stücke, die man morgens bis abends tragen kann, auf dem Roten Teppich genauso wie beim Flanieren in der Sonne. Immer mehr kristallisiert sie sich heraus, die typische Bulgari-Frau, eine dynamische Person, vielschichtig, elegant. Lucia Silvestri, seit 1988 Bulgaris Creative Director, erklärt ihre Vision: „Die Bulgari-Frau hat Charisma und sprudelt vor Lebensfreude. Verspielt, glamourös und einzigartig – sie verkörpert die lebende Form des perfekten Edelsteins.“ 1977 setzt das Haus mit seiner ersten Männeruhr einen weiteren Meilenstein. Zum ersten Mal wird das Logo selbst zum Dekorationselement und die „BVLGARI BVLGARI“ damit zum Verkaufsschlager. Vom Erfolg bestätigt, gründet Bulgari sein eigenes Uhrenunternehmen. Und zwar in dem einen Land, das für seine Zeitmesser bekannt ist wie kein anderes: die Schweiz.
Neue Wege
1984 übernimmt die nächste Generation die Leitung des Unternehmens. Giorgio Bulgaris Söhne, Paolo und Nicola, teilen sich als Präsident und Vize-Präsident das Zepter. Das Resultat: Die „Parentesi“, eine Art Prêt-à-Porter-Schmuckkollektion, für die einzelne Stücke in größerer Anzahl und in mehreren Ausführungen – von Stahl über Gold bis zur Vollendung durch Diamanten – hergestellt werden. Jeder soll bei Bulgari sein eigenes Lieblingsstück finden, sein liebstes Material zum passenden Preis. Und das Label wird in den 90ern nicht müde, zu überraschen, kombiniert Edelsteine mit Gold, integriert Stahl, Keramik und sogar Seide in seine Kollektionen. Im Schmuckbereich auf dem obersten Treppchen angekommen, muss 1992 etwas Neues her. Mit Eau Parfumée, Cologne au Thé Vert bringt Bulgari seinen ersten Duft auf den Markt. Spritzige Noten aus Zitrone und Mandarine vermischen sich mit Bergamotte und Koriander und werden mit bulgarischer Rose, Jasmin und grünem Tee kombiniert. Ein Duft für Frauen und Männer, der für all das steht, was Bulgari ausmacht: Wohlbefinden, Luxus, Komfort.
To the top
Bulgari ist nicht aufzuhalten. Kurz vor der Jahrtausendwende kommen die ersten Brillen und Lederaccessoires auf den Markt. 1999 lanciert das Label mit dem B.zero1 Ring einen seiner absoluten Klassiker. Ein Stück, das laut Creative Director Lucia Silvestri in jede Schmuckschatulle gehört: „Dieser Ring verkörpert Bulgaris Pioniergeist und Experimentierfreude wie kein anderes Stück. Es gibt unzählige Möglichkeiten, ihn zu tragen: komplett aus Gold, mit Diamanten verziert oder in Kombination mit Keramik. Die integrierte Spirale, das Markenzeichen des B.zero1, steht für unsere Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft Bulgaris, den fließenden Übergang von Anfang und Ende – er ist ein Symbol für die ewige Weiterentwicklung.“ Schritt um Schritt vergrößert sich das Unternehmen Bulgari, das einst so klein begann. 2004 wird in Mailand das erste Bulgari-Hotel eröffnet, zwei Jahre später folgt auf Bali das erste Resort. In Tokyo kann man seit 2007 sogar bei Bulgari essen oder im Café einen Ristretto trinken. Unglaublich, was das einst in Neapel gegründete Unternehmen in 125 Jahren geschafft hat. 2009 wird es Zeit, dieses Jubiläum gebührend zu feiern. Und zwar mit der Retrospektive „Between Eternity and History: 1884-2009“, einer Ausstellung bedeutender Stücke aus dem Erbe Bulgaris (zur Verfügung gestellt von Elizabeth Taylor, einer der frühsten Fans des Labels), die von Rom über Paris und Peking bis nach Shanghai zieht. Das Highlight: Elizabeth Taylors Verlobungsring im Wert von 20 Millionen Dollar. Mit Vollgas geht es weiter: 2011 spannt Bulgari mit LVMH zusammen und wiedereröffnet zu Ehren seines 130. Geburtstags 2014 seinen Flagship-Store in Rom, komplett neu gestaltet von Peter Marino. Seinen Charme, den hat das Traditionshaus trotz Expansion nicht verloren. Es ist wohl gerade diese Weise wie Bulgari sein Erbe trägt, die Visionen seines Gründers Sotirios umsetzt und stetig neu erfindet, die den Erfolg ausmacht. Dieser Glamour, der das Label umgibt, diese Aura aus Alt und Neu, aus Tradition und Moderne, der bleibt. Und fasziniert die Träger von Schmuck, Accessoires und Parfums auch 2015.
Facts & Figures
– Bulgari hat mehr als 300 Geschäfte.
– Rund 4’000 Menschen arbeiten für das Traditionshaus, davon die meisten in Italien.
– Das Unternehmen ist seit 2011 Teil der LVMH Gruppe. Seit 2013 ist der CEO Jean-Christophe Babin.
Le Gemme – eine olfaktorische Reise
Seit der Lancierung seines ersten Parfums 1992 gehen bei Bulgari Düfte und Schmuck Hand in Hand. Bulgari Creative Director Lucia Silvestri erklärt: „Die beiden Komponenten bilden eine Symphonie, die dem Träger Freude bereitet. Das beste Beispiel ist die neue Kollektion „Le Gemme“.“ Diese umfasst sechs Düfte, die von den wichtigsten bei Bulgari verwendeten Edelsteinen inspiriert wurden. „Wenn ich einen solchen Stein in den Händen halte, ihn betrachte, ihn fühle und damit herumspiele, dann gibt mir das dieselbe Kraft, wie wenn ich einen Duft rieche, der mir gefällt“, ergänzt Silvestri. Und so setzt „Le Gemme“ dieser Symbiose die Krone auf. Die Flakons dieser Haute-Parfumerie-Düfte wurden vom Schweizer Designkollektiv Atelier Oï entworfen, die sich dafür von antiken Amphoren inspirieren ließen, in denen Reisende früher ihre Kostbarkeiten transportierten. Entsprechend dieser Inspiration präsentiert sich „Le Gemme“ als eine Reise durch Bulgaris Entstehungsgeschichte, festgehalten in sechs Edelsteinen und olfaktorisch übersetzt in sechs einzigartige Parfums.
Die Eau de Parfums aus Bulgaris Kollektion „Le Gemme“ sind per 100 ml zu je 350 Franken erhältlich.
1 Ashlemah – der Amethyst | Iriswurzel, Lavendel, Veilchen
2 Lilaia – der Peridot | Pfefferminze, Bitterorange, Orangenblätter
3 Calaluna – der Mondstein | Sandelholz, Mandel, Ambrette
4 Noorah – der Türkis | Kardamom, Tabak, Eiche, kandierte Dattel
5 Amarena – der Turmalin | Pfingstrose, Veilchen, Granatapfel, Kirsche
6 Maravilla – der Citrin | Zitrusnote, Pfirsich, Jasmin, Patschuli