Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Disney.
Traumberuf? Thronfolgerin! Bevor Nineties-Girls Wendy, die Spice Girls oder Cindy Crawford zum Idealbild erklären, steht an oberster Stelle der infantilen Illusionen eine Zukunft als Prinzessin. Danke, Disney!
Respektabel, wie dem Trickfilmtitan das Kunststück gelingt, punkto Kitsch-Quotient bis Mitte der Dekade immer noch eins draufzusetzen. „Beauty & The Beast“ (1991) legt die Latte ja bereits astronomisch hoch, „Aladdin“ (1992), „Lion King“ (1994) und „Pocahontas“ (1995) leisten danach einen regelrechten Steigerungslauf. Und an jeder Kinderfasnacht jagen Mini-Belles, Jasmins, Nalas und Indianerinnen den potentiellen Prinzen hinterher, die natürlich die eigentliche Verlockung des Lebens als Prinzessin darstellen.
Je mehr die Emanzipation in die Popkultur eindringt, desto stärker wandelt derweil das Rollenbild der Frau, weg von der hörigen Hausdame zur selbstbestimmten Macherin. Auch auf der Leinwand. Symbolisch vielleicht, dass Disney mit „Mulan“ (1998) eine in Martial-Arts erprobte Fighterin ins Rampenlicht schickt. Aber in einem Anflug von Nostalgie ein Jahr vor der Jahrtausendwende doch noch die Dschungelromanze „Tarzan“ lanciert. Mit einer von Minnie Driver gesprochenen Jane.