Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – East vs. West.
Im Grunde geht es nur um Musik. Wobei, nur?! Als in der Rap-Szene das grosse Geld zu fliessen beginnt, ist die Entscheidung, auf welcher Seite jemand steht, ein Bekenntnis religiösen Ausmasses. Unter Umständen mit fatalen Folgen.
Es ist angerichtet: Hiphop hat die Sporen im Untergrund abverdient, die Plattenindustrie ist beflügelt von neuer Technologie (die CD!) und Musik-TV. Der Markt ist bereit für die Homeboys, dick abzusahnen. Dumm nur, traben gleich zwei Parteien zum Abendmahl an, von denen keine der anderen ein Stück vom Kuchen gönnen mag. Hier der Osten, New York, Harlem, Bad Boy Entertainment, Nas, Wu-Tang, Jay-Z. Dort der Westen, Los Angeles, Hollywood, Death Row Recrods, Dr. Dre, Snoop Dogg, N.W.A.
In Diss-Tracks geben sich die Gangster verbal die Keule, vor Gericht fechten sie millionendollarschwere Prozesse aus, in den Ghettos schliesslich kommen statt Anwaltsplädoyers Messer zum Einsatz, Schlagringe und Pistolen, die Gangfights nehmen fast bürgerkriegsähnliche Zustände an. Jede Seite hat ihre Hymnen, ihren Style – und ihren Märtyrer. Tupac Shakur und Notorious B.I.G. sind bei weitem nicht die einzigen Todesopfer der Rivalität. Aber mit Abstand die prominentesten.