Patrick Pierazzoli: Love Pack
Mein Verhältnis zu Rucksäcken war nie besonders gut, und nach dem Militärdienst habe ich die Beziehung ganz abgebrochen. In den 80ern waren dann sowieso Bauchtaschen angesagt, danach Messenger Bags, und zu Beginn dieses Jahrhunderts waren Rucksäcke grundsätzlich terrorverdächtig und wehe, jemand vergass mal einen an einer Bushaltestelle. Aber der praktische Nutzen besiegte die Angst, und der Rucksack schaffte ein Comeback. Nur nicht bei mir: zu retro, zu grau, zu smart – irgendwas störte mich immer. Bis ich die neuen Baguette Packs von Fendi gesehen habe. Es war Liebe auf den ersten Blick: das Design, die Farben, die Materialien und die Verarbeitung – ach! Und die Idee, wo sonst bei Rucksäcken nichts ist, einfach noch eine ihrer legendären Baguette Bags draufzumachen: genial. So viel Eleganz hat natürlich ihren Preis (ab ca. 2’000.–, auf fendi.com und in Fendi-Stores), aber guter Stil ist ja bekanntlich unbezahlbar, und so lassen Sie Ihren Baguette Pack garantiert nicht an der Bushaltestelle stehen.
Marina Warth: Fuck off, Peter Pan!
Ist es die eigene Wohnung, die einen erwachsen macht? Oder die Tatsache, dass man zum Kaffee die passende Untertasse serviert? Ist es erwachsen, Wein nicht nach der Etikette auszusuchen, sondern nach den Empfehlungen des Sommeliers oder im Supermarkt anstatt mit Korb mit dem Einkaufswagen durch die Gänge zu rollen? 18 sagt der Staat, 30 die Gesellschaft. Und was meint das eigene Gefühl? Nun gut, so schwer liegt die grosse Drei nicht auf den Schultern. Sie ist zwar da, im Ausweis, in den Köpfen derer um mich rum – wenn auch nicht in meinem. Ja, ich bin erwachsen – weil ich für die Besohlung meiner Schuhe mehr Geld liegen lasse als für Club-Besuche am Wochenende, weil ich mich beschwere, wenn mir der Service im Restaurant nicht passt und ich die elektrische Zahnbürste auch mit in den Urlaub nehme. Erwachsene sind verantwortungsbewusst, logisch, vernünftig – zumindest so lange, bis sie verstehen, dass erwachsen zu sein auch bedeutet, frei zu sein. Ich kann tun und lassen, was ich will. Und wenn ich mein hart verdientes Geld in eine Lederjacke von Acne Studios für 1’300.– investieren will, dann tu ich das auch.
Marco Rüegg: Bee-Sexuell!
Scary Stories, Doctor Sleep, Black Christmas… Im Kino jagt ein Gruselschinken den nächsten. Doch keiner versetzt mich derart in Panik wie damals „More Than Honey“. Markus Imhoofs Doku skizziert das Aussterben der Biene. Und eher wandere ich ohne Wasserflasche durch die Sahara als mir den Winter ohne Imken auszumalen – respektive deren Produkte. Thymianhonig aus katalanischer Bio-Produktion kontrastiert die Bitterkeit meines Wermuttees, der Duft geschmolzenen Kerzenwachses wärmt Kindheitserinnerungen auf. Und wenn frostige Trockenheit die Lippen in den Zustand schlaglöchriger Wüstenhighways versetzt, hilft ein Wundermittel vom Goldenen Halbmond: Soft Beeswax (Beesline, ca. 7.–). Zwar nicht vegan, aber absolut überlebenswichtig. Mindestens bis die Schneeglocken blühen und im Kino die Frühlings-Romanzen anlaufen.