Patrick Pierazzoli: Flashback
Falls Sie sich gerade ein neues Mobiltelefon kaufen wollen, tun Sie es nicht. Noch nicht. Warten Sie, bis das neue Motorola Razr rauskommt – irgendwann in nächster Zeit. Dann gehen Sie zum Handyhändler Ihres Vertrauens, nehmen es in die Hand, klappen es auf, wieder zu, wieder auf, wieder zu, und dann wird es um Sie geschehen sein. Das Razr wird Sie glücklich machen, da können Sie jeden fragen, der einmal eines der legendären Klapphandys besass. Das wird jetzt nicht anders sein, wo Motorola seine Ikone in die Neuzeit bringt. Ermöglicht wird dieses Comeback durch den faltbaren Bildschirm, den Motorola komplett anders einsetzt als alle anderen: Während diese ihre Smartphones zu Tablets auffalten lassen, klappt Motorola den normalen Bildschirm auf das legendäre Razr-Format herunter. Das wird genial. Und schweineteuer. Aber da halte ich es wie Warren Buffet: „Price is what you pay – value is what you get.“
Marina Warth: Hot in Here
Singles Day, Black Friday, Weihnachten. Die Industrie wirft uns genügend Gründe vor die Füsse, den Kommerz zu zelebrieren und uns mit Ware einzudecken, die kurzfristig für Serotoninschübe sorgt und langfristig für Überschuldung. Ob ich pessimistisch bin? Durchaus. Zynisch? Definitiv. Kaufen um des Kaufens Willen macht nicht glücklich. Für Wärme in meinem Herzen sorgen andere Dinge; Gespräche über Tütenpasta, Auto-Karaoke in der Fremde, Schimpftiraden begleitende Wanderaufstiege, Lachen bei Gin und Tonic, Schweigen beim Blick aufs Meer und Spazieren im Schnee. Zugegeben: Bei minus 15 Grad reicht das Feuer nicht aus, das zwar im Herzen brodelt, es allerdings nicht bis in die Zehenspitzen schafft. Zittern und Schlottern verderben den Moment, lassen mich Kälte statt Freude empfinden, und das mag ich genauso wenig wie vollgeladene Einkaufswagen und seiten-lange Wunschzettel. Bei Frost am Baum und Eis unter den Sohlen halten mich diese Treter von Woolrich warm (W’S Wool Check Hiker Boots, ca. 290.–), ein Paar, das Jahre hält, Feiertage, Trends und Saisonwechsel überdauert und garantiert jeden noch so langen Gesprächsmarathon bei Minustemperaturen.
Marco Rüegg: Froschig Funky
Stadtwinter? Dunkelgrau. Meteorologisch. Aus akustischer Perspektive jedoch leuchtet das Januarloch in grellem Grasfroschgrün. Merci, Radio Grenouille! Aus der Friche la Belle de Mai – einer zum kreativen Ratatouille mutierten Ex-Tabakfabrik in Marseille – beschallt der Anti-Kommerz-Quackkröten-Sender seit 1981 die Welt.
Mit Themenbeiträgen, die exquisite Argumente gegen eine Abschaffung des Frühfranzösisch liefern, und einem Soundtrack ganz im Geiste der Multikulti-Metropole,
die eine Exil-Pariserin nach ziemlich sehr viel Pastis einmal beschrieb als „simple et fönky“. Per Internet streamt die kulturelle Horizonterweiterung international, in der Provence hockt der Frosch auf Frequenz 88.8 FM. Meine Lieblingszahl mal drei. Fragen?