Eine Schauspielerin, die mit ihrer Schönheit betört und doch reichlich Blut fließen lässt, ein Musiker mit vielversprechendem Tech-Start-up, eine Autorin, die humorvoll mit der Beautywelt abrechnet: Einmal mehr haben wir die coolsten Heldinnen und Helden von heute gesammelt.
Grace Wales Bonner
Frontrunner
9,58 Sekunden ist der Weltrekord im 100-Meter-Lauf. Ebenso schnell sind jeweils die neuen Sneaker-Kollektionen von Adidas x Wales Bonner ausverkauft. Auch für den kommenden Frühling ist ein Samba-Modell geplant, dessen Paillettenverzierung an der Paris Fashion Week für Augenfunkeln sorgte. Doch nicht nur kommerziell hat die Engländerin einen Lauf. Für die Kreationen ihres Labels recherchiert sie in panafrikanischer Kunst und Geschichte. Und das so fundiert, dass sie jüngst eine Ausstellung im Museum of Modern Art in New York City kuratierte.
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© picture alliance / Ik Aldama
Reece Feldman
Curls on Film
Früher war Reece Feldman Laufbursche auf Filmsets und brachte dem Kameraassistenten frischen Kaffee. Heute laufen dem 26-Jährigen die großen Produktionsstudios hinterher, weil er den mächtigsten TikTok-Account Hollywoods führt. Auf diesem interviewt er Stars am Roten Teppich, begleitet Christopher Nolan zur Oscar-Verleihung und zeichnet mit Jenna Ortega um die Wette. Wer der Gen Z neue Filme schmackhaft machen will, lässt Reece kochen und kriegt Viralität serviert. Und weil er dabei so adrett gedresst ist, klopfen nun auch Marken wie Gucci an.
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© picture alliance / newscom / Chris Chew
Sable Yong
Vanity Flair
Schönheit liegt im Auge der Betrachtenden. Im gleichen Auge steckt ein toxischer Dorn von unerreichbaren Idealen, Fotofiltern und Schlangenöl in Hautcreme-Dosen. Vieles liegt schief in der Beauty-Welt, dabei ist gerade dort die Symmetrie angeblich entscheidend. Autorin Sable Yong hat kein Skalpell, um diese gesellschaftlichen Krankheiten herauszuschneiden. Aber eine spitze Feder, um sie zu benennen. Ihre besten Essays sind jetzt im Buch „Die Hot with a Vengeance“ erschienen. Pflichtlektüre, um nicht mehr so selbstkritisch in den Spiegel zu blicken.
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© HarperCollins Publishers
Jannis Niewöhner
Sagenhaft
In Rollen, an denen sich andere nicht die Finger verbrennen wollen, läuft sich Jannis Niewöhner erst warm. Das personifizierte Böse malt er in Filmen wie „Je suis Karl“ und „Stella“ nicht in Schwarz, sondern in nuancierten Grautönen. Doch wenn es darum geht, abseits der Leinwand gegen die rechten Scharfmacher im echten Leben deutlich Stellung zu beziehen, ist der Nachwuchsstar eine der lautesten Promi-Stimmen Deutschlands. Mindestens so heldenhaft: Seine nächste Rolle als Titelfigur in der Fantasy-Großproduktion „Hagen – Im Tal der Nibelungen“.
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© picture alliance / Jörg Carstensen
Audrey Diwan
Uh là là
Ein halbes Jahrhundert bevor die Leute „ethically non monogamous“ ins Dating-Profil tippten, schlugen Emmanuelle und ihr Gatte befreundeten Paaren nach dem Dinner vor, dass man sich jetzt doch bitte zum Gruppensex ausziehen soll. Die „Emmanuelle“-Filmreihe eroberte in den 70er Jahren den Mainstream und gilt bis heute als Frankreichs erotischer Hauptexport. Zum 50-jährigen Jubiläum nimmt sich die beste Regisseurin des Landes der Figur an. Audrey Diwans Interpretation verspricht feministische Sensibilität, bittersüße Melancholie und makellose Ästhetik.
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© picture alliance / Ik Aldama
Nigel Xavier
Jeans Genie
Als Wizard of Denim hexte sich Nigel Xavier im vergangenen Jahr zum Gewinner der Reality-Show „Next in Fashion“ und verzauberte unter anderem Jury-Mitglieder Gigi Hadid und Alexa Chung. Der blaue Stoff wird in seinen Händen zu Style-Gold aus Patchwork-Chic. Doch auch mit anderen Materialien verliert der Newcomer aus Atlanta nicht den Faden. Aus alten Strickdecken upcyclet der Designer knallige Ponchos und Jacken. Damit setzen wir im Winter nicht nur Farbtupfer, sondern fühlen uns auch in einem Blizzard so eingekuschelt wie bei Oma auf der Couch.
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© @nigelxavier
Elyanna
1001 Nights Out
Sie wird zwar nie die berühmteste Persönlichkeit sein, die in Nazareth geboren wurde. Doch Eylanna steht kurz davor, der nächste globale Popstar zu werden. In der arabischen Musikwelt ist die palästinensisch-chilenische Sängerin bereits eine Sensation. Und seit ihrer Kollaboration mit Coldplay öffnet sich auch fürs westliche Publikum das Sesam. Am Coachella spielte Elyanna dessen erstes arabischsprachige Konzert. Ihre Musik wirbelt Folklore, EDM und Jazz zu einem Gefühlssturm, der nicht durch Sprache, sondern mit dem Herzen verstanden wird.
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© picture alliance / Geisler-Fotopress / Dave Starbuck
Willie Nelson
Take Me Home
Der letzte Outlaw reitet in den Sonnenuntergang. Als Willie Nelson auf dem Dach vom Weißen Haus kiffte, war Jimmy Carter noch Präsident. Seither hat die Country-Ikone über 150 Studioalben aus dem Holster gefeuert. Jetzt erscheint sein neues – und es klingt nach Abschied. In „Last Leaf on the Tree“ spielt der 91-Jährige das Lied vom Tod. Furchtlos, poetisch und noch immer neugierig auf das nächste große Abenteuer. Das größte und letzte steht ihm nun bevor. Doch für den tröstenden Soundtrack in einer Welt ohne Willie Nelson hat er reichlich vorgesorgt.
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© picture alliance / Laura Farr / AdMedia
Sean Evans
Saucy
In seinen Interviews bringt Sean Evans die größten Stars zum Weinen. Nicht, weil er ihnen schmerzhafte Geständnisse entlockt. Stattdessen serviert Evans in der YouTube-Talkshow „Hot Ones“ seinen Gästen Chickenwings, die mit jeder Frage schärfer werden. Wer sich so etwas antut? Unter anderem Scarlett Johansson, Lewis Hamilton, Margot Robbie und Chris Hemsworth. Doch das Millionen-Publikum schätzt nicht nur das ungewöhnliche Setting, sondern Seans fundierte Fragen und freundliche Art. Kein Wunder, hat Netflix bereits mit einem Deal angefragt.
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© Hot Ones / First We Feast
Margaret Qualley
Dark Matters
Ein Gesicht, das man sich merken sollte? Nein, weil man es garantiert nicht vergisst. Für Quentin Tarantino zog sich Margaret Qualley die Schuhe aus und verdrehte Brad Pitt den Kopf in „Once Upon a Time in Hollywood“. Seither glänzt die Schauspielerin in einigen der spannendsten und provokantesten Filme aus jener Stadt. Oft als Verführerin, die ins Verderben lockt. In der Body-Horror-Satire „The Substance“ steigt sie als personifizierte ewige Jugend aus Demi Moores leblosem Körper empor. So schrecklich schön, dass wir nicht wegsehen wollen.
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© picture alliance / Photoshot / Jeffrey Mayer / Avalon
Honey Balenciaga
Ballroom Glitz
Sie stahl Beyoncé (fast) die Show. Jetzt tanzt Honey Balenciaga nach ihrem eigenen Beat. Als The Voguing Diva zählte die Tänzerin zum Hofstaat von Queen Bey und war eine Hauptattraktion auf der Renaissance World Tour. Doch die größten Bühnen der Welt reichen nicht aus, um Honeys Talente zu tragen. Sie modelt für Coach und Nike, lanciert demnächst ihre eigene Linie von High Heels und hat angeblich eine Reality-Show für Netflix abgefilmt. Und das alles mit gerade mal 23 Jahren. In dem Alter kapierten wir erst, wie man den Wäschetrockner bedient.
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© @honey.balenciaga
Nick Frosst
Singer-Promptwriter
The Good Kid sind eine okaye Indie-Rockband, die zwar an Festivals wie dem Lollapalooza auftreten. Aber in einem Zeitfenster, zu dem die Leute erst aus dem Zelt kriechen und sich fragen, wer dieser singende Schlacks im „Herr der Ringe“-Shirt ist. Nun, Nick Frosst ist nicht nur Frontmann bei The Good Kid, sondern hat ein Tech-Start-up mitgegründet, das 5,5 Milliarden Dollar wert ist. Cohere gilt als Alternative zu OpenAI und könnte das nächste große Ding am Markt werden – sofern Frosst nicht auf Tour durch die Gemeinschaftszentren Nordamerikas muss.
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© @nick_frosst / Evie Maynes @evvvie.m
More heroes, please: Hier haben wir eine weitere Ladung toller Menschen, die wir anhimmeln.