Eine linke Politikerin, die Trump um den Finger wickelt, eine Schweizer Sängerin, die am Times Square in New York strahlt und wohl der einzige Sänger, der sich an Lana Del Rey-Songs wagen darf: Wir haben einmal mehr die spannendsten HeldInnen von heute aufgetrieben.
Jamila
In the Spotlight
Wer es in New York schafft, der schafft es überall, sang Frank Sinatra einst, als er zwischen zwei Whiskys kurz Luft holte. Also heben wir unser Glas auf Jamila. Neulich leuchtete das Antlitz der Sängerin von einem großen Billboard am Times Square. Anlass war ihre Ernennung durch Spotify zum Equal Global Ambassador. Mit diesem Titel werden die weltweit spannendsten Künstlerinnen hervorgehoben. Und wer durch die neue EP „Boyfriend of the Year“ der Zürcherin mit palästinensischen Wurzeln schwelgt, kann dieser Einschätzung nur beipflichten.

First she takes Manhattan, then she takes the world.
Tramell Tillman
Out of Office
Wie ein Mitarbeiter, der sich freundlich lächelnd in der Mittagspause Thunfisch in der Mikrowelle aufwärmt, ist Mr. Milchick die perfekte Repräsentation von subtilem Büroalltagshorror. Gespielt wird die Figur von Tramell Tillman im Serienhit „Severance“. Der 39-Jährige kann auf ein halbes Leben unfreiwilliger Recherche zurückgreifen: Vor dem Hollywood-Durchbruch war er selbst in diversen Schreibtischjobs gefangen. Jetzt geht es dafür umso schneller: Demnächst spielt Tramell neben Tom Cruise im letzten Teil der „Mission Impossible“-Reihe.

Spielt auch Figuren ohne weiße Weste.
Beate Karlsson
Scary Fairy
Die Mode von Beate Karlsson? Der reinste Horror. So zumindest inszeniert es die Designerin für die Laufsteg-Spektakel ihres Labels Avavav. In Mailand geriet die Präsentation der Herbst/Winter-Kollektion zur Zombie-Apokalypse. Mit der Pracht der lebenden Toten landete die Schwedin mal wieder eine virale Sensation. Solche verbuchte Beate bereits mit einem tragbaren Kardashian-Gesäß aus Silikon und den klauenartigen Monsterstiefeln. Doch hinter der Provokation verbirgt sich stets verspielter Chic für Fashionbiester, die sich etwas trauen.

Le Schreck, c’est chic!
Loren Kramar
Choirboy
Erstes Gebot: Wir sollen keine anderen Göttinnen haben neben Lana Del Rey. Doch wenn Propheten ihre Worte singen, lauschen wir ebenso andächtig. Erst recht wenn sie klingen wie Loren Kramar. Der Sänger hat ein Album mit Coverversionen von Lana aufgenommen, die mitunter noch enigmatischer klingen als das große Idol. Das ist besonders Lorens verletzlicher Stimme geschuldet, die das Herzblut aufrührt wie ein Cocktailstab. Und auch seine eigenen Songs – aktuell zum Beispiel auf dem Soundtrack von „On Swift Horses“ – verdienen eine eigene Kirche.

Der Captain von unserem Herzen.
Michaela Coel
Poetic Justice
Was Michaela Coel produziert, ist Reality TV. Nicht die Art, bei der zehn aspirierende OnlyFans-Models auf eine Insel geflogen und solange mit Hard Seltzer gefüttert werden, bis Mascara-Tränen fließen. Sondern Fernsehkunst, die mitten aus Coels gelebter Realität auf unseren Bildschirm gebracht wird. Fünf Jahre hat es gedauert, bis wir die Drama-Serie „I May Destroy You“ verdaut haben. Jetzt kehrt die Autorin, Produzentin und Hauptdarstellerin für ihr neues autobiografisches Werk „First Day on Earth“ zurück. Wir atmen tief ein – und sind bereit.

Was sie schreibt, schalten wir ein.
Adam Selman
Underwear Overlord
Kaum ein anderer Mann in der Modewelt kommt so vielen Frauen so nahe wie Adam Selman. Der Amerikaner ist neuer Executive Creative Director von Victoria’s Secret, davor war er Chief Design Officer bei Savage X Fenty. Das macht Adam sozusagen zum Lingerie-Papst, doch bitte dieses Bild schnell wieder aus dem Kopf schlagen. Was drunter geht, hat er längst perfektioniert. Doch auch drüber versteht der 43-Jährige sein Handwerk: Im Verlauf seiner schillernden Karriere entwarf Selman unter anderem Kostüme für Rihanna, Beyoncé, Lady Gaga und RuPaul.

In Lingerie und Schnurrbärten macht ihm niemand was vor.
Sophie Thatcher
Queen of Cool
Sophie Thatcher steht im Regen. Zum Glück nur im Video zur neuen Herbst/Winter-Kampagne von Valentino. Und selbst das bringt die Schauspielerin nicht aus der Fassung, während sie durchgestylt ihr Gelato schleckt. Ansonsten scheint nämlich die Sonne über dem Karrierepfad der 24-Jährigen. Zum Beispiel wenn sie die Schattenseiten moderner Technik im Sci-Fi-Thriller „Companion“ verkörpert. Das tat sie so eiskalt, dass Regisseur Nicolas Winding Refn („Drive“) warm ums Herz wurde und für sein neues Projekt „Her Private Hell“ bei Sophie anklopfte.

Schaut in eine rosige Zukunft.
Nathan Fielder
No Joke
Auf den ersten, zweiten und dritten Blick ist Nathan Fielder so lustig wie ein Kindergeburtstagclown, der mit dem Gesicht nach unten in einem Swimming Pool treibt. Trotzdem gibt ihm der Sender HBO einen Millionenbetrag für eine Comedy-Show. In der zweiten Staffel von „The Rehearsal“ heckt der Kanadier einen Plan aus, damit fortan keine Flugzeuge mehr abstürzen. Bereits in seiner Serie „The Curse“ mit Emma Stone testete Fielder aus, wie unwitzig ein Komiker sein darf, um noch als Genie zu gelten. Erneut scheint ihm dieses Experiment zu gelingen.

Macht Comedy, die auch mal Schatten wirft.
Claudia Sheinbaum
La Lideresa
Sie ist die Anführerin der MAGA-Bewegung: Mexico Against General Assholery. Und als solche wickelt Claudia Sheinbaum erstaunliche Gegner um den Finger. Donald Trump schwärmt nach Verhandlungen mit der mexikanischen Präsidentin, als hätte sie ihm mit Hamburgerfett polierte Golfschläger aus Gold geschenkt. Dabei verfolgt die Politikerin, die als erste Frau das höchste Amt ihres Landes bekleidet, einen progressiven Kurs und bricht konservative Mauern nieder. Bei der Bevölkerung kommt es an. Aktuell genießt Sheinbaum einen Zustimmungswert von 75%.

Definitiv kein Fähnchen im Wind.
Aidan Gomez
Street Smart
Teslas sind momentan auf der Straße so beliebt wie überfahrene Waschbären auf dem Grillrost. Wer aus dem Umfeld kein „Igitt!“ hören will, sobald man damit auftaucht, schaut sich nach Alternativen um. Rivian könnte eine solche sein. Der elektrische Autobauer drückt aufs Tempo für die Fahrt an die Marktspitze und hat Aidan Gomez in die Geschäftsleitung berufen. Bei ihm steht AI nicht nur im Namen an erster Stelle. Der CEO von Cohere gilt als genialer KI-Flüsterer und übernimmt jetzt auch das Steuer bei der Entwicklung intelligenter Fahrzeuge.

Fährt der Konkurrenz davon.
Toni Bravo
Throwing Shades
Schwarzmalerei in der Beauty-Industrie? Ja, bitte. Denn noch immer stehen Personen von dunkler Hautfarbe oft mit leerem Einkaufskorb im Make-up-Shop, weil keine Produkte mit ihrem Teint korrespondieren. So erging es auch Toni Bravo, bevor sie begann, auf Social Media Beauty-Produkte und -Techniken spezifisch für People of Color zu präsentieren. Inzwischen ist die Kalifornierin eine der führenden InfluencerInnen auf dem Gebiet. Ebenso treibt sie die Aufklärung in der Branche voran mit spannenden Essays auf ihrem Substack-Newsletter. Pflichtabo!

Verändert den Ton in der Beauty-Industrie.
Scott Galloway
Business Daddy
Wer bei Wirtschaftspolitik Bahnhof versteht, weiß zumindest, dass der Bahnhof aktuell in Flammen steht. Wie es zu diesem Brand gekommen ist und wie man ihn löschen könnte, weiß Scott Galloway. Der Ökonom, Unternehmer sowie Marketing-Professor sinniert in Büchern und Podcasts klar, unterhaltsam und manchmal kontrovers: Woher man das Geld nehmen und wohin man es stecken muss, damit Menschen im Ruhestand nicht im Karton leben müssen und sich zukünftige Generationen auch weiterhin Kartons leisten können. Am besten solche, die nicht abfackeln.

Gibt in Wirtschaftsfragen den Tarif und keine Strafzölle durch.
Ob wir noch mehr coole Persönlichkeiten auf Lager haben, fragst du? Aber natürlich.