Bunt, nostalgisch und doch neu: Bridie Husband steckt hinter dem neuen Buzz-Schuh von Dr. Martens, der so viel Neunziger-Energie versprüht, dass uns ganz warm ums Herz wird. Um den Doc’s-Fans dieses Gefühl zu entlocken, hat sich die Schuhdesignerin tief durchs Archiv gewühlt – und gleichzeitig die Trends von heute beobachtet, denn Innovation muss sein. Sie verriet uns außerdem, wie ihre Arbeitstage aussehen, welche Trends sie liebt und wie man es schafft, ein neues Paar Dr. Martens einzulaufen, ohne dass die Füße dabei allzu großen Schaden nehmen.
FACES: Wie hat dich dein Weg zu Dr. Martens geführt? Wolltest du schon immer Schuhdesignerin werden?
Bridie Husband: Nachdem ich Modedesign und Marketing an der Universität studiert hatte, sicherte ich mir ein Praktikum im Rahmen eines Graduiertenprogramms, das es mir ermöglichte, bei verschiedenen Marken zu arbeiten, bevor ich eine Chance bei der Kultmarke Dr. Martens bekam. Es war aber tatsächlich schon immer mein Ziel, Schuhdesignerin zu werden. Ich war auch schon immer ein großer Dr. Martens Fan – Mein erstes Paar habe ich mir zu meinem 15. Geburtstag gekauft, die Cherry Red 1460 Stiefel, und ich habe sie immer noch! Ich trage Doc’s seit meiner Teenagerzeit aus Überzeugung.
F: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus und welche falschen Vorstellungen haben die Leute von deinem Job?
BH: Kein Tag ist wie der andere! Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass wir den ganzen Tag damit verbringen, Ideen zu skizzieren, aber es gibt so viel mehr, was dazu gehört. Ein typischer Tag kann Archivrecherchen, das Entwerfen von Prototypen und das Testen von Mustern beinhalten. Im kreativen Prozess geht es ebenso sehr um Problemlösung wie um Ästhetik.
F: Um die Buzz-Kollektion zu entwerfen, bist du ins Archiv eingetaucht. Welche unerwarteten Designideen hast du da gefunden und bist du auf Trends gestoßen, die wir jetzt sehen?
BH: Die Laufsohle habe ich zusammen mit dem Entwicklungsteam entworfen und mich dabei von den Archiven inspirieren lassen. Außerdem habe ich eine Reihe von Oberteilen für das Sortiment entworfen. Mein Favorit ist der Buzz 5-Eye-Schuh in Hair On mit Mikro-Leopardenprint – die Textur und der Print machen den Style einzigartig. Trends sind zyklisch. Wenn sich etwas neu anfühlt, hat es oft historische Wurzeln. Viele der kühnen, klobigen Designs, die wir heute sehen, gab es schon in den vergangenen Jahrzehnten – es geht nur darum, sie für das moderne Publikum neu zu interpretieren.
„Ich trage Doc’s seit meiner Teenagerzeit aus Überzeugung.“
F: Was hast du zuerst im Kopf, wenn du ein neues Design entwirfst: eine bestimmte Person oder den fertigen Schuh?
BH: Wir beginnen immer mit einem tiefen Blick in unser Archiv, um einen Ausgangspunkt zu finden – sei es eine ursprüngliche Silhouette, die wir neu interpretieren wollen, oder ein Designdetail, das wir weiterentwickeln können. Diese historische Grundlage ist der Schlüssel, um sicherzustellen, dass alles, was wir kreieren, unserer DNA treu bleibt. Neben dem Archiv lassen wir uns durch den Besuch von Vintage-Läden, Ausstellungen, Galerien und Pop-up-Spaces inspirieren und nehmen ständig kulturelle Anregungen auf. Außerdem beobachten wir genau, wie sich unsere TrägerInnen in den wichtigsten Städten der Welt stylen – wie sie sich bewegen, ausdrücken und Einflüsse kombinieren.
F: Die Buzz-Kollektion ist eine Hommage an die Neunziger. Warum sind wir so nostalgisch in Bezug auf diese Zeit und warum lieben wir die Mode aus diesem Jahrzehnt so sehr?
BH: Die Neunzigerjahre sind ein einzigartiger kultureller Moment, in dem sich Rebellion, Individualität und ein Gefühl von unbeschwertem Selbstbewusstsein vermischten – es war eine Ära, die von Subkulturen geprägt war, sei es in der Musik, der Mode oder der Identität. Dieser Geist passt natürlich zur DNA von Dr. Martens, die schon immer für Selbstausdruck stand. Die Mode dieses Jahrzehnts basierte auf Authentizität – es ging nicht darum, Trends zu folgen, sondern darum, seinen eigenen persönlichen Look zu kreieren und Grunge, Minimalismus, Sportswear und mutige Statements zu mischen. Unsere TrägerInnen sehnen sich auch heute noch nach dieser Freiheit und Haltung. Die Buzz-Kollektion erinnert mit ihren klobigen, abgerundeten Proportionen, den verspielten Leopardenprints und den unerwarteten Pink-Tönen an die Neunziger. Aber es geht nicht nur darum, zurückzublicken; es geht darum, diese Nostalgie in etwas Frisches und Relevantes für eine neue Generation zu verwandeln, die neu definiert, was Selbstausdruck bedeutet.
F: Was ist dein Lieblingstrend aus den Neunzigern, den du bis heute liebst?
BH: Ganz klar Grunge. Ich fühle mich zu übertriebenen und übergroßen Silhouetten hingezogen.
„Mit der kühnen, klobigen Laufsohle von Buzz als Grundlage sind die kreativen Möglichkeiten endlos.“
F: Welche Schuhtrends erspähst du für die kommenden Saisons?
BH: Wir haben immer Makrotrends im Blick – solche, die von kulturellen Veränderungen und globalen Bewegungen geprägt sind, und nicht von kurzlebigen Modezyklen. Mit einer fast 65-jährigen Tradition sind unsere Archive eine ständige Inspirationsquelle, die uns hilft, uns selbst treu zu bleiben und uns gleichzeitig weiterzuentwickeln. Mit Blick auf die Zukunft denke ich, dass wir einen stärkeren Fokus auf flachere Silhouetten und eine Zunahme von raffinierten, hochwertigen Designs sehen werden, die Zeitlosigkeit mit Modernität verbinden.
F: Wenn der Buzz-Schuh ein Lied oder ein Album wäre, welches wäre er?
BH: Tragic Kingdom von No Doubt.
F: Mit welchen Kleidungsstücken würdest du den Buzz kombinieren?
BH: Ich kombiniere den Buzz besonders gerne mit einem Minikleid, aber seine Vielseitigkeit bedeutet, dass er mühelos mit Kleidern jeder Länge sowie mit Shorts, Hosen oder Jeans kombiniert werden kann. Der Schuh lässt sich ähnlich wie ein Sneaker stylen, wertet aber auch Alltagsoutfits auf.
F: Welche Veränderungen können wir von der Buzz-Kollektion erwarten? Gibt es noch nicht gesehene Farbkombinationen oder Muster, auf die wir uns freuen können?
BH: Auf jeden Fall. Die Buzz-Kollektion wird um neue Drucke, Materialien und unerwartete Farbkombinationen erweitert – sowohl in unserem Hauptsortiment als auch durch kommende Markenkooperationen. Außerdem erweitern wir das Angebot an Silhouetten für Herbst-Winter 25. Mit der kühnen, klobigen Laufsohle von Buzz als Grundlage sind die kreativen Möglichkeiten endlos.
F: Welche Materialien und Texturen würdest du gerne in ein Schuhdesign einbauen, die du bisher noch nicht verwendet hast?
BH: Bei Dr. Martens sind wir ständig auf der Suche nach Innovationen, nicht nur beim Design, sondern auch bei den Materialien, die wir verwenden. Wir wollen mehr nachhaltige und biobasierte Materialien in unsere Kollektionen einbauen, um sicherzustellen, dass sie immer noch die Langlebigkeit und Qualität bieten, für die wir bekannt sind, aber die Grenzen auf neue, zukunftsweisende Weise erweitern.
F: Wen würdest du gerne in der neuen Buzz-Kollektion herumstapfen sehen?
BH: Jeder und jede! Alle, die DM’s als eine Form des Selbstausdrucks tragen – wir lieben es, das an unseren TrägerInnen zu erkennen.
F: Welcher Dr. Martens-tragenden Musikikone aus der Geschichte würde deiner Meinung nach die Buzz-Kollektion gefallen?
BH: Siouxsie Sioux, PJ Harvey und Gwen Stefani könnten diese Schuhe auf jeden Fall tragen.
„Im kreativen Prozess geht es ebenso sehr um Problemlösung wie um Ästhetik.“
F: Wenn du nicht Schuhdesignerin wärst, was würdest du dann tun?
BH: Ich habe mich schon immer leidenschaftlich für Design interessiert. Wenn ich also nicht in der Schuhbranche tätig wäre, würde ich wahrscheinlich immer noch entwerfen – sei es in der Mode oder in der Inneneinrichtung. Ich liebe die Idee, Funktionalität mit Ästhetik zu verbinden, daher wäre alles, was in diese Richtung geht, eine natürliche Ergänzung.
F: Welche Nischentrends oder Subkulturen inspirieren deine Arbeit?
BH: Unsere TrägerInnen haben Dr. Martens zu der Marke gemacht, die sie heute ist – jede Subkultur und jeder Nischentrend übernimmt und adaptiert unsere Schuhe auf eigene Art und Weise. Es ist diese Vielfalt, die unsere Kreativität immer wieder antreibt. Jede Subkultur bringt etwas anderes mit sich, und so konzentrieren wir uns nicht auf eine, sondern lassen uns von den vielen inspirieren, die uns im Laufe der Jahrzehnte geschätzt haben.
F: Gibt es Moderegeln, die du gerne brichst – sowohl privat als auch bei der Arbeit?
BH: Ich glaube nicht an Moderegeln – ich denke, die wahrhaftigste Form des Ausdrucks ist es, einfach das zu tragen, was man will und wie man es will.
F: Wie groß ist deine persönliche Schuhsammlung?
BH: Nicht so groß, wie man vielleicht erwarten würde, aber alle Paare, die ich besitze, werden geliebt und gut getragen.
F: Dr. Martens ist bekannt für seine Kooperationen mit anderen Marken. Mit welchem Brand würdest du gerne in Zukunft zusammenarbeiten?
BH: Wir haben einige aufregende Kooperationen in Aussicht – ein paar davon stehen ganz oben auf meiner Wunschliste… Welche Marken das sind, darf ich aber leider noch nicht verraten!
F: Verrätst du uns Insider-Tipps, wie man ein neues Paar Dr. Martens leicht einlaufen kann, ohne dass die Füße allzu sehr leiden müssen?
BH: Unsere Stiefel und Schuhe werden aus hochwertigem Leder gefertigt, das auf Haltbarkeit und Langlebigkeit ausgelegt ist. Das bedeutet, dass sie natürlich ein wenig Zeit brauchen, um sich perfekt an die Füße anzupassen. Für mich kommt es von Anfang an auf die richtige Passform und Einstellung an – zum Beispiel, dass die Schnürung fest sitzt, damit der Fuß sicher bleibt und nicht reibt. Außerdem empfehle ich, anfangs dickere Socken zu tragen und Einlegesohlen zu verwenden, wenn man zwischen den Größen liegt. Ein Hauch von Lederpflegemittel kann ebenfalls dazu beitragen, das Material weicher zu machen. Sobald sie eingelaufen sind, werden sie für viele Jahre dein Lieblingspaar sein.
F: Wenn du dich zwischen den beiden entscheiden müsstest: Lieber ein schöner Schuh oder ein bequemer?
BH: Für mich geht es nie darum, zwischen Komfort und Stil zu wählen – beides sollte immer Hand in Hand gehen. Bei Dr. Martens haben wir beides im Blick. Unsere ikonische luftgepolsterte Sohle und stützende Details wie gepolsterte Knöchelkragen sind für den ganztägigen Tragekomfort ausgelegt, ohne dabei Kompromisse bei den ausdrucksstarken Designs einzugehen, die jede Kollektion ausmachen.
F: Was macht es besonders interessant, die Schuhe von Dr. Martens neu zu interpretieren?
BH: Es ist immer etwas Besonderes, einen archivierten Stil auf neue Weise wieder aufleben zu lassen. Wir stellen sicher, dass wir uns an unser Erbe halten, indem wir uns auf das Archiv beziehen und Elemente wie Form, Höhe und eine vielseitige Farbpalette anpassen.
F: Seit den Sechzigerjahren war Dr. Martens Teil vieler Jugendbewegungen und Subkulturen. An welcher hättest du gerne teilgenommen und warum?
BH: Ich wäre gerne Teil der Punk-Bewegung in den späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahren gewesen. Es war eine so mutige, furchtlose Zeit, in der es bei der Mode nicht nur darum ging, gut auszusehen – sondern darum, ein Zeichen zu setzen und gegen die Norm zu rebellieren. Ich finde es toll, wie die Leute ihre Doc’s zu ihrem eigenen Stil gemacht haben – sie haben sie mit Nieten versehen, sie angemalt und man hat ihnen jedes bisschen Abnutzung angesehen. Diese rohe DIY-Energie ist etwas, das mich auch heute noch beim Entwerfen inspiriert.


Bridie Husband
Als Fünfzehnjährige kaufte sich Bridie Husband ihr erstes Paar Dr. Martens. Dass ihre berufliche Reise sie zum kultigen Brand führen wird, stand also schon in den Sternen geschrieben. Die Britin studierte Modedesign und Marketing, stets mit dem Ziel vor Augen, eines Tages Schuhe zu designen. Bei Dr. Martens hauchte sie dem ikonischen Buzz Schuh neues Leben ein. Wir können auf weitere Kollaborationen mit Brands und bunte, innovative Designs gespannt sein.
Den neuen Buzz-Schuh holst du dir hier.
Fotos: © Dr. Martens
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