Die 1920er Jahre gelten als eine weltweit bewegte (und bewegende) Epoche. Bereits der Gedanke an die 20er Jahre lässt uns zurück mit einer unstillbaren Sehnsucht nach dem Aufbruch und einer wilden Freiheit gepaart mit einer klassischen Eleganz.
Ob die Roaring Twenties der USA oder die Goldenen Zwanziger Europas: Vor 100 Jahren wurde in vielerlei Hinsicht Geschichte geschrieben und darauf lässt sich heute mehr als nur zurückblicken. Viele der Klassiker aus den 20er Jahren können wir heute immer noch bedenkenlos nutzen, um Style, Design und Funktion zu vereinen. Welche fünf wundervollen Stilikonen aus den 20er Jahren unbedingt einen Platz in unserem Zuhause verdient haben, das verraten wir hier.
Die 20er Jahre zum Platznehmen – Marcel Breuer, Mies van der Rohe und Co.
Nicht nur in Sachen Musik und Mode waren die 20er Jahre eine faszinierende Epoche, sondern auch hinsichtlich Design. Mit dem Bauhaus machte eine völlig neue Art des Möbeldesigns Schule – 1919 durch Walter Gropius in Weimar gegründet, veränderte das Bauhaus unsere Sicht darauf, wie Möbel aussehen können.
Statt unnötigen Schwüngen und bürgerlichem Mief setzte das Bauhaus auf funktionale Formen und industrielle Materialien. Schwingende Stühle wie der Wassily Stuhl (Marcel Breuer) haben auch nach fast hundert Jahren nichts von ihrem zeitlosen Stil verloren.
Auch die Le Corbusier-Liege, die Bauhaus Bank von Gropius selbst oder Stühle von Mies van der Rohe werden heute noch originalgetreu gefertigt und passen bestens in moderne Einrichtungen im Industrial Design. Dass auch Apple seine industriellen Designs am Bauhaus anlehnt, ist schließlich kein Zufall.
Eine wahrhaft zeitlose Uhr – Atmos von Jaeger-LeCoultre
Einige Zeit lang galt die Uhr als beinahe ausgestorbenes Relikt, schließlich tragen wir alle stets eine Uhr im Telefon mit uns umher. Doch das bedeutet auch, dass die Uhr ein Stück weit von ihrer Funktionalität befreit wird und das Design in den Vordergrund rückt.
Bereits 1928 designte Jaeger-LeCoultre in Form der Atmos eine ganz besondere Standuhr, denn die Atmos vereint ein edles Art déco in verschiedenen Metalllegierungen mit einem schwebenden Gefühl und einer teiloffenen Mechanik. Ohne den hier obsoleten Sekundenzeiger ist die Atmos ein brillantes Designobjekt, das flüssig einen Blick ins Innerste gewährt.
Das Design der Atmos verbindet das Beste aus filigranen und klassischen Elementen und einem starken Korpus mit zeitloser Optik. Besonders zu Holz und dunklem Interieur passt die Atmos und ist selbst zwischen modernster Technik ein Blickfang der Spitzenklasse. Die bereits 1928 perfektionierte Mechanik hat auch heute nichts von ihrem Charme verloren.
Pomp und Kunstfertigkeit im Einrichtungsstil – von Ruhlmann bis Gray
Die Inneneinrichtung der 20er Jahre kann mehr als nur Bauhaus – schließlich sagt nicht jedem von uns der unterkühlte, industriell bürgerliche Look zu. Soll es etwas klassischer werden, dann dürfen auch warme Holztöne und Schwünge wieder Einzug in unsere Wohnräume erhalten. Dank edel laminierter Oberflächen entsteht so ein hochwertig warmes Einrichtungsgefühl. Das erinnert an Mid Century-Möbel, ist jedoch deutlich prunkvoller.
Art Déco gehört zu den Einrichtungsstilen, mit denen wir uns unbedingt enger befassen sollten, denn hier treffen zwei Designschulen aufeinander. Holz, Leder, Metall und Kristall mischen sich hier zu einem Cocktailambiente, in dem wir uns zu jeder Tages- und vor allem Nachtzeit wohlfühlen.
Einige Stücke sollten wir uns dabei unbedingt vormerken: klassische Armlehnenstühle mit dicken Polstern, hängende Kristalllampen und dunkle Sideboards (mit Barauszügen).
Während die aufwendigen Möbel des Designers Ruhlmann heute nur noch als Nachbauten oder restaurierte Originale erhältlich sind, erfreuen sich zeitlose Beistelltische wie der „Petite Coiffeuse“ (Eileen Gray) nach wie vor als Lizenzprodukte großer Beliebtheit.
Im Stil der 20er Jahre feiern gehen
Modisch waren die 20er Jahre eine gewagte Abkehr von bisherigen Stilen – vor allem für Frauen. Die Mode wurde kürzer und knapper, das Korsett verschwand ganz aus dem Kleiderschrank und sogar Hosen durften fortan getragen werden.
Kleidung im Stile der Goldenen Zwanziger findet sich zuhauf, doch auch einige Originale haben die Zeiten überdauert und dies gilt vor allem für die Stücke einer berühmten Designerin: Coco Chanel.
Wenn wir die Zwanziger also modisch nicht nur nachempfinden, sondern wirklich leben wollen, dann führt kein Weg an Coco Chanel vorbei. Zu den absoluten Must-Haves gehören zweifarbige Schuhe wie die Sling-Back Calfskin White and Black-Modelle von Chanel. Hochwertig, hochpreisig und hochelegant sind diese Schuhe, die sich ebenso für Charleston als wie auch für den Weg ins Nobelrestaurant eignen.
Prints und Reprints einer besonderen Filmära
Die 20er Jahre waren nicht nur das Jahrzehnt der Bars und Nachtclubs, sondern auch der belebten Lichtspielhäuser. Angetrieben durch die sowjetischen Filmessays und die expressionistischen Filme aus Deutschland entstanden Meisterwerke wie „Panzerkreuzer Potemkin“, „Metropolis“ oder „Nosferatu“. Noch heute faszinieren diese Stummfilme durch den Einsatz drastischer Stilmittel – und das spiegelte sich nicht nur auf der Leinwand wider, sondern auch in den Marketingkampagnen im Filmvorfeld.
Die 1920er waren auch eine Epoche, in der das Grafikdesign drastischer, moderner und eleganter wurde. Hier vermischten sich Art déco und Expressionismus und die Schriftsetzung nahm klare und aussagekräftige Züge an. Originalposter sind nach mehr als 100 Jahren nur noch fragmentarisch erhalten und finden sich vor allem in Archiven wieder. Doch Reprints oder Drucke auf Leinwand vermitteln ebenfalls das filmische Lebensgefühl der Goldenen Zwanziger. Einzig sollten die Poster oder Leinwände edel gefasst sein, um der grafischen Kunst auch wirklich gerecht zu werden.
Hundert Jahre später – warum wir die 20er Jahre so gut verstehen
Die Roaring Twenties sind ein Zeitalter zwischen den Zeitaltern. Umrahmt von zwei brutalen Weltkriegen und in der Schnittstelle zwischen der Industrialisierung des Westens und der modernen Rundfunktechnologie sind die Zwanziger eine Epoche des Übergangs. Hier vermischen sich Kunst und moderne Praktikabilität, hier steht die Befreiung des Körpers im Vordergrund, aber gleichzeitig wird klassisch gebaut. Stil wird genutzt und anschließend gebrochen. Hotels strahlen im Schimmer von glänzendem Art déco und Wohnräume werden durch das funktionale Bauhaus radikal reduziert.
All diese Widersprüche vereinen die 20er Jahre in sich und vielleicht ziehen sie uns ja deswegen so in ihren Bann – weil wir wieder in den 20er Jahren leben und die Widersprüche immer noch unser Leben ausmachen.
In diesen Vintage Shops in Zürich findest du Kleider aus den 20er Jahren.