Die Erwartungen sind wohl genauso gross wie meine Nervosität, als ich das erste Mal durch die Tür der FACES-Redaktion trete, über ihr ein riesiger Stern – ich nehme ihn als gutes Omen.
Leidenschaften entdeckt man im Leben schnell. Meine ist das Schreiben. Und das wohl schon, seit ich das erste Mal einen Stift halten und die Freuden von Schulaufsätzen und Ähnlichem kennenlernen durfte. Geschichten erzählen, Wörter aneinanderreihen und nur mit diesen allein Berge versetzen können – Schreiben ist Magie, daran halte ich fest. Die Möglichkeit, ein Jahr lang für ein Magazin zu schreiben, meine Texte schwarz auf weiss zu sehen, Einblicke in eine Welt zu erhalten, die furchteinflössender und faszinierender nicht sein könnte – das haute mich erst einmal um.
Unzähliges wurde in diesem Praktikumsjahr gelesen, über Unzähliges geschrieben. Bilder wurden gesucht und gefunden, E-Mails verschickt, Anrufe entgegengenommen, Nägel lackiert und Schokolade verdrückt. Events und Konzerte durften besucht, Laufstege bestaunt und Beauties bewundert werden. Ein Jahr voller magischer Momente, die man so schnell nicht verdauen und von denen man noch Jahre zehren wird.
Irgendwann zwischen einer Last-Facts-Recherche und der Mittagspause fragt mich meine Chefin dann mal, ob ich mich noch an meinen ersten Artikel erinnern könne – zu meiner sentimentalen Stimmung, die mich während den letzten Tagen in der FACES-Redaktion begleitet, passt diese Frage wie die berühmte Faust aufs Auge. Zugegeben, um was es da ging in diesem ersten Artikel, das weiss ich längst nicht mehr. Das Gefühl, neben ihm zum ersten Mal meinen Namen stehen zu sehen – das vergesse ich aber nie. Versprochen.
Gesichter, so viele Gesichter in einem Jahr. Die Gesichter und ihre Geschichten dahinter – sie haben mich geprägt, sie haben mich verändert. Da waren die treuen Mitpraktikantinnen, die zu Freundinnen wurden und die den täglichen Sonnengruss im Büro zuverlässlich und täglich absolvierten – mit und ohne Nidwaldner-Dialekt. Da war der Musikredakteur, der Geschichten aus aller Welt zu erzählen wusste, bei denen sich die Gänsehaut nicht vermeiden liess und man sich als kleines Kind in der Märchenstunde wähnte. Da war die Leitende Redakteurin, die mir Mentorin war und Vorbild ist, deren wertvolle Ratschläge sich nicht bloss auf das Schreiben allein beschränkten. Da waren Notfall-Schokoladen-Lieferanten, Fashionistas, Künstlerinnen, IT-Spezialisten mit dem herzhaftesten Lachen, das man sich vorstellen kann, und da waren zwei inspirierende FACES-Kapitäne, die das Steuer stets zuversichtlich und horizontgerichtet hielten.
Und wenn ich dann ein letztes Mal durch die Tür mit dem Stern gehen werde, nehme ich sie mit, die ganzen Erinnerungen. Der Schritt ist etwas stolzer, der Mut etwas grösser, und auch wenn die Berge noch nicht versetzt worden sind – etwas daran gerüttelt habe ich zumindest.