Bei ihr spielt sich so ziemlich alles unterhalb der Gürtellinie ab. Die Diskussion, die sie in Gang gesetzt hat. Teilweise der Shitstorm, den sie erntet. Aber vor allem auch ihre ganz persönliche Selbstfindung. Wer ist nur diese Ruby Rose?
Sie ist Model für das Kosmetik-Label Maybelline Jade. Außerdem ist sie eine erfolgreiche Schauspielerin; nämlich der Star der Serie „Orange is the new black“. Und DJ ist sie ebenfalls. Soweit ist Ruby Rose leicht zu beschreiben. Und zu begreifen. Etwas komplizierter wird es hingegen, wenn man sich fragt, wer die Privatperson „Ruby“ ist. Was steckt in ihrem Herzen? Und vor allem, was steckt in ihrer Hose? Das ist die Frage, die alle eigentlich am brennendsten interessiert. Neu ist das für Ruby nicht. „Schon als Kind und Jugendliche wurde ich oft gefragt, was ich denn bin: Ein hübscher Junge oder ein frech aussehendes Mädchen.“ Selbst schuld, könnte man sagen. Immerhin hat schon die ganz junge Ruby alles dafür getan, um weder eindeutig in die Schublade „blau“ noch „rosa“ gesteckt werden zu können. „Ich habe mir die Brüste abgebunden und auf dem Bauch geschlafen, weil ich dachte, dann wächst mein Busen nicht.“ Mutter Natur scheint diesem Wunsch Folge geleistet zu haben. Bei der erwachsenen Ruby ergibt die Mixtur aus sinnlichen Lippen, eckigen Gesichtszügen mit einer dennoch weichen Mimik, der androgynen Figur und dem Pixie-Cut eine perfekte Verwirrung aus Mann und Frau. Optisch weiß man nicht, ob der junge DiCaprio vor einem steht oder die maskuline Version von Angelina Jolie. Was das für Ruby bedeutet? Volltreffer! Denn genau mit diesem Verwirrspiel hat sie ihr Ziel erreicht. Sie will sich nämlich gar nicht entscheiden. Sie will beides sein: Mann und Frau. Und zwar jeden Tag so, wie sie es gerade für richtig hält. Ruby ist geschlechtsneutral. Und – im Gegensatz zum Rest der Welt – im Reinen damit. Sogar der Wunsch nach einer operativen Geschlechtsumwandlung ist Schall und Rauch. „Ich weiß heute, dass mir keine OP hilft, sondern nur meine Einstellung.“ Klingt, als würde also alles passen. Doch nur weil die Australierin den Konflikt für sich gelöst hat, ist er noch lange nicht vorbei. Im Gegenteil: Er ist gerade richtig im Gang. Schlagzeilen und öffentliche Diskussionen überschlagen sich. Und das keineswegs immer auf die feine englische Art. Die 29-Jährige ist zum Pranger einer öffentlichen Geschlechterdiskussion geworden. Stein des Anstoßes war ihr Coming-out-Video. Ruby verwandelt sich dabei vom überschminkten Blondchen in eine tätowierte Powerlesbe, deren Umschnalldildo ebenso provozierend in die Kamera hängt wie die Message hinter dem Clip. Die lautet nämlich: „Es ist sauschwer, eine sexuelle Identitätskrise zu überstehen. Versteht das endlich und begegnet uns mit Toleranz!“ Ein Lanzenbruch für alle, denen es genauso geht wie Ruby. Und genau dafür hat sie sich einen Titel verdient: Die amerikanische „Marie Claire“ wählt Ruby unter die 50 einflussreichsten Frauen Amerikas. Ein guter Anfang. Und wenn das so weiter geht, dauert es vielleicht auch nicht mehr lange, bis Ruby für das wahrgenommen und ausgezeichnet wird, was sie wirklich ist: Eine großartige und vielseitig talentierte Künstlerin!