True Blue
Simon Baker ist mehr als der etwas verpeilte Schönling aus „The Mentalist“. Surfer, Daddy oder Botschafter von Longines zum Beispiel. Dass hinter der schönen Maske umso mehr steckt, wissen wir spätestens seit unserem Interview.
FACES: Wie schaffen Sie es im ganzen Hollywood-Trubel nicht abzuheben?
Simon Baker: Meine Familie gibt mir Rückhalt und erdet mich. Sie inspiriert mich sehr und bringt mich immer wieder zurück zu meinen Wurzeln.
F: Wie fühlt es sich an, wieder zurück in Ihrer Heimat Australien zu sein?
SB: Es ist toll, meine ganze Verwandtschaft zu sehen und Freunde, die ich schon ewig habe. Viele von ihnen kenne ich schon seit vielen Jahren; wir sind miteinander zur Schule gegangen und haben zusammen schon viel erlebt.
F: „The Mentalist“ hat sie weltweit bekannt gemacht. Wie ist es, in einer solchen Serie mitzuspielen?
SB: Viele Menschen haben auf den Erfolg von „The Mentalist“ gehofft. Die Erwartungen erfüllen zu wollen und auch zu müssen, war mit großem Druck verknüpft. Gleichzeitig war mir während der Dreharbeiten gar nicht bewusst, dass man die Serie in so vielen Ländern schauen wird. Es ist interessant, beim Reisen immer wieder auf Menschen zu treffen, die mich darauf ansprechen. Dabei war es für mich einfach ein ganz normaler Arbeitsalltag. Zum Set zu gehen, fühlte sich für mich genauso an wie für andere am Bürotisch zu sitzen.
F: Welche Ihrer Rollen zeigt den privaten Simon Baker am besten?
SB: Keine und alle. Ich gehe bei meinen Rollen immer auf dieselbe Weise vor: Es ist wichtig, dass ich die Emotionen verstehe und weshalb die Personen so handeln, wie sie es tun. Das bedeutet, auch wenn ich überhaupt nicht so bin wie die Person, die ich spiele, muss ich sie dennoch komplett verstehen – es steckt also irgendwie doch auch ein bisschen von mir in jeder Rolle mit drin.
F: Neben der Schauspielerei führen Sie nun auch Regie. War das eine natürliche Entwicklung?
SB: Absolut. Es geht mir stets darum, mich weiterzuentwickeln. Als Regisseur bin ich nicht nur ein Teil einer Produktion, sondern ich gestalte diese auch aktiv mit. Das ist etwas ganz anderes. Da brauche ich natürlich auch viel mehr Vorbereitungen, und es braucht viel mehr Engagement. Am Film „Breath“ habe ich beispielsweise über drei Jahre gearbeitet. Als Schauspieler bist du ein Tourist, du kommst und gehst, ein Regisseur ist der Schöpfer, ein Künstler und Kurator, der das ganze Puzzle zum Schluss zusammensetzt.
F: Wie denken Sie über Netflix?
SB: Netflix ist nur eine Marke. Da sind noch so viele andere Anbieter da draußen, die gerade austesten, was beim Publikum ankommt und was nicht. Es gibt Geschichten, die verschieben die Interessen des Publikums – das ist ein extrem spannender Prozess und sich darauf einzustellen eine noch interessantere Aufgabe.
F: Mit wem würden Sie Ihr Leben gerne für einen Tag tauschen?
SB: Ich bin extrem fasziniert vom Leben von Politikern. Ich glaube, dabei dreht sich alles um die Wahrnehmung ihrer Person in der Öffentlichkeit. Keiner kennt ihr wahres Ich. Als wir „The Mentalist“ gedreht haben, hat uns Angela Merkel am Set besucht. Es war sehr spannend zu sehen, wie ihre Ankunft vorbereitet wurde. Zehn Minuten, bevor sie kam, hat sich ihr Team versammelt. Die Sicherheitsleute und das Fernsehteam, alle haben sich vorbereitet auf diesen einen Moment, eine richtige Maschinerie war das, die extrem gut organisiert, durchstrukturiert und durchdacht war. Dann kam sie, hat ein bisschen mit mir geplaudert, ein Foto mit mir gemacht, ein kleines Interview gegeben, sich von mir das Set zeigen lassen, und innerhalb von sieben Minuten war der ganze Spuk auch wieder vorbei. Sie war weg. Das öffentliche Image dieser Frau ist komplett konstruiert, während die wahren Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden. Im Leben eines Politikers gibt es immer zwei Seiten, und einen Tag lang zum Beispiel in die Haut des kanadischen Premiers Justin Trudeau zu schlüpfen, würde mich extrem faszinieren. Er ist jung, aufgeschlossen, hat eine beeindruckende Familien-geschichte und die Möglichkeit, Dinge zu revolutionieren.
F: Wie haben Ihre Kinder und das Älterwerden Ihre Wahrnehmung der Zeit verändert?
SB: Älter zu werden hat den Vorteil, dass man sich selbst und die Welt immer besser versteht. Zudem wird man extrem nostalgisch, wenn man seine Kinder aufwachsen sieht. Es gibt Momente, zu denen ich gerne zurückspulen würde, aber mit dem Wissen, das ich heute habe. Aber das kann ich nicht. Und das ist genau das Schöne an einer Familie: Dass man gemeinsam wächst. Es ist eben nicht wie bei „Zurück in die Zukunft“, und ich bin glücklich darüber, im Hier und Jetzt zu sein und die Momente einfach genießen zu können.