An der Watches & Wonders könnte man glatt die Zeit vergessen – obwohl man rundum von Uhren umgeben ist. Vor lauter neuen Modellen, die unsere Bewunderung verdienen, bleibt eben keine Zeit mehr, sich über die vergehenden Minuten und Stunden zu kümmern. Hier sind unsere aktuellen Lieblingsstücke aus der Uhrenwelt.
Skulptural
Schmuckstück
1933 ist nicht zwingend ein Jahr, an das man sich mit Freude erinnert. Wobei: Die meisten von uns haben keine aktive Erinnerung daran – und die Weltlage sieht heute auch nicht viel besser aus. Etwas Gutes passierte aber damals: Jeanne Toussaint wurde 1933 als erste Frau Kreativdirektorin von Cartier. Die Schmuckuhr „Tressage“ ist eine Hommage an sie. Was aussieht wie aus Gold und Silber geflochtene Zöpfe, bietet Platz für, man glaubt es kaum, 916 Diamanten im Brillantschliff bei der silbernen Version.


Oldschool
Angehaltene Zeit
„Wer die Zeit vergisst, genießt sie.“ Dieses Paradoxon stellt Hermès in den Mittelpunkt ihrer aktuellen Kollektion „Maillon libre“. Wer so philosophisch unterwegs ist, landet früher oder später bei revolutionären Gedanken und hat Lust, Konventionen zu brechen. In der Uhrenbranche kann dies auch ganz harmlos geschehen – indem man Altes neu erfindet. Die Broschenuhr, eines der ältesten Accessoires aus der Herrengarderobe, ist zurück. Aber mit Lederband, sodass man sie auch als Anhänger tragen kann.

Maximalism
Bling
Was so futuristisch aussieht, wurde bereits vor 90 Jahren kreiert. 1935 überraschte die „Cadenas“ mit ihrem abgewinkeltem Zifferblatt und einem Look, der mehr an ein Schmuckarmband oder ein Deko-Objekt erinnert. 2025 ist sie zurück – modernisiert und ebenso auffällig wie vor fast einem Jahrhundert. Und mit einer Prise Maximalismus, die in Zeiten wie diesen gerade gut tut: Gelbgold, Weißgold, Saphire und Diamanten schmücken das Stück.

Himmelwärts
Nachtblau
Farbinspiration findet man zum Beispiel, indem man den Pantone-Farbfächer durchblättert. Das ist Audemars Piguet dann doch zu mainstream. Der Uhrenhersteller blickte nämlich anno 1972 in den Himmel über dem Vallée de Joux und dachte sich: Dieses Blau und kein anderes. Die Ursprünge der Zeitmessung liegen ebenfalls im Blick gen oben: Astronomische Beobachtungen setzten den Startschuss. Den dunkelblauen Nachthimmel auf ein Gehäuse zu bringen, dauerte einige Jahre, aber die Zeit steht ja in der Horlogerie im Mittelpunkt. Das Zifferblatt der allerersten Royal Oak erhielt einen Anstrich im „Bleu Nuit, Nuage 50“. Nun wurde das Tiefblau weiterentwickelt. Drei neue Modelle der Royal Oak und Royal Oak Offshore erleuchten in einem neuen Keramik-Farbton, der noch immer eine Hommage an den Nachthimmel über dem Vallée de Joux ist.

Anniversary
Back to the Eighties
Wer sich mit Uhren auseinandersetzt, denkt unweigerlich über die Zeit nach. Wie schnell diese vergeht, lernt man zum Beispiel, wenn man realisiert, dass Keith Richards eine 28-jährige Enkeltochter hat, die sich als Piaget-Model toll macht. Das It-Girl mit Rolling-Stones-Blut trägt die „Polo 79“, die, wie der Name verrät, anno 1979 auf den Markt kam und die Achtziger-Ästhetik maßgeblich mitprägte. Auch Ursula Andress trug sie einst am Handgelenk. Anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums des Hauses kommt sie nun in neuer Form zurück – und erinnert daran, wie sehr die Zeit doch wirklich rast.

Opulenz
Zu Tisch
Die schönsten Dinge im Leben sind die extravaganten Objekte, die man eigentlich nicht braucht. Wobei, wer definiert schon, was wir brauchen und was nicht? Kann man die Uhrzeit ständig am Smartphone ablesen? Ja. Darf man sich deswegen keine opulente Tischuhr mitten auf die Tafel stellen? Natürlich nicht. Wir haben ja freien Willen. Was man zusätzlich noch braucht, ist eine Million in Cash. Dafür kriegt man die „27000M“ von Patek Philippe, eine komplizierte Tischuhr, deren Kaliber sieben Jahre Entwicklungsarbeit brauchte und für das Ganze neun Patente angemeldet wurden. Sie kombiniert einen ewigen Kalender mit einer Anzeige der Kalenderwoche, die in einem beweglichen Fenster angezeigt wird. Nur die Zukunft voraussagen, das kann sie dann doch nicht.

Cosmopolitan
World Wide Watch
Manche Uhren zeigen uns, wie spät es ist, andere zeigen uns die ganze Welt. So wie die „Omega Planet Ocean Worldtimer“. Dank globaler Destinationen am äußeren Ring des Zifferblattes sieht man auf einen Blick, welche Zeit in welcher Stadt ist. Sollte das eine existenzielle Krise auslösen, hilft ein Sprung ins kalte Nass. Wie der Name verrät, besticht die Uhr mit einer beeindruckenden Wasserdichte. 600 Meter unter der Wasseroberfläche kann man immer noch nachschauen, ob in New York gerade die Sonne aufgeht und wie spät es in Biel, der Heimatstadt von Omega, ist.

Limited
Adrenalinrausch
Manchen von uns schießt das Adrenalin durch die Adern, wenn das Telefon unerwartet klingelt, andere müssen die Seven Summits erklimmen, um sich lebendig zu fühlen. Das nennt man Vielfalt. Reinhold Messner, Montblanc-Ambassador und Extrembergsteiger, gehört eher zur letzteren Sorte. Er erklomm die sieben höchsten Gipfel auf den sieben Kontinenten – das gelang bisher nur 500 Menschen. Ein neuer Zeitmesser aus der „1858 Geosphere“-Kollektion von Montblanc zollt dem Alpinisten Respekt. Die „0 Oxygen Mount Vinson“ ist auf 986 Stücke limitiert. Ein Hinweis auf das Jahr 1986, als Messner den Mount Vinson, den höchsten Berg von Antarktika, bestieg. Wer lieber Landschaften bestaunt als sich von der voranschreitenden Zeit stressen lässt, der findet auf der Rückseite der Uhr eine filigrane Abbildung des Mount Vinson.

Bellissima
Diamonds on the Wrist
Glitzernde Diamanten sind zum Glück nicht nur für Schmuck reserviert. Dass sie sich auch am Zifferblatt einer Uhr großartig machen, zeigt die „L’Heure du Diamant“-Kollektion von Chopard. Warum funkelt diese eigentlich so stark? Das mag einerseits an Über-Model Bella Hadid liegen. Der zweite Grund ist eine eigens von Chopard entwickelte Fasstechnik, bei der V-förmige Krappen die Diamanten sicher halten und zugleich ein Maximum von Licht ins Innere der Steine gelangen lassen. Das Ergebnis: Maximales Funkeln.

Zwischenstopp
Handwerkskunst
In einem Zeitalter, in dem immer mehr Menschen mit drei Klicks fragwürdigen KI-Einheitsbrei generieren und es Kunst nennen, freut man sich umso mehr, echtes Handwerk zu sehen. Pinsel, Hände, Ideen, die im eigenen Kopf gewachsen sind – und, im Falle der „LVKV-02 GMR 6“ von Louis Vuitton und dem finnischen Uhrmacher Kari Voutilainen, Maschinen aus dem 18. Jahrhundert. Mit diesen entstand nämlich das komplizierte Muster auf dem Zifferblatt. Der Look basiert außerdem auf dem letztjährig erschienenen Escale-Design – was so viel heißt wie Zwischenstopp. Passend zum Reisethema wird jedes der lediglich fünf Stück in einem Reiseköfferchen im unverkennbaren Louis-Vuitton-Stil präsentiert. louisvuitton.com



Weltrekord
Skinny Legend
Dem Ultradünn-Sein-Trend sind wir eigentlich skeptisch gesinnt. Bei Uhren machen wir aber eine Ausnahme. Die „Octo Finissimo Ultra Tourbillon“ stellte zum 10. Mal einen Weltrekord für ihre schlanke Figur auf. Gerade einmal 1,85 Millimeter dünn ist die neueste Edition der Octo Finissimo – sie hat also seit 2014 0,1 Millimeter abgenommen. Ihr Geheimnis ist nicht etwa eine strikte Diät, sondern das Können der UhrmacherInnen. Trotz ihrem flachen Auftreten ist nämlich einiges los in ihrem Innern: Ein manuell aufgezogenes mechanisches Uhrwerk schlägt mit 28’800 Schwingungen pro Sekunde. An der diesjährigen Watches & Wonders stellte Bulgari das erste Mal aus – und hatte die dünnste Uhr natürlich mit im Gepäck. Fabrizio Buonamassa, Executive Director of Watch Design bei Bvlgari, sorgt zudem dafür, dass die Uhr auch visuell überzeugt.


Figurine
Madame Coco
Klassischer Zweiteiler und Pumps: Gabrielle „Coco“ Chanel erkennt man alleine aufgrund einer Outfitbeschreibung – oder als Minifigürchen, wie es die „Necklace Watch Coco Black Jacket“ von Chanel ziert. Wer die Uhrzeit wissen will, klappt einfach Madame Cocos schwarzen Hut auf und eine winzige Uhr verrät’s.

Versteckt
Put it in Reverse
Eigentlich hat Jaeger Le-Coultre die ikonische „Reverso“ ja erfunden, damit das Zifferblatt beim Polospielen keinen Schaden nimmt. Wer nicht aus reichstem Hause stammt, spielt wohl eher weniger Polo. Die „Reverso“ überrascht trotzdem Saison für Saison mit neuen Farben und Mustern. Alle, die Mühe damit haben, dass man die Zeit nicht stoppen kann, dürfen sich dafür im Verdrängen üben. Umklappen und weg ist sie, die ewige Erinnerung daran, dass niemand die Sekunden stoppen kann und alles vergänglich ist.



Vroom
Auf der Zielgeraden
Was hat ein Rennauto mit einer Luxusuhr zu tun – abgesehen davon, dass beide sich im obersten Preissegment tummeln? Das Auto gibt Vollgas, die Uhr hat dabei die Fähigkeit, die verstrichene Zeit zu messen. Ein Traumpaar also. Die Beziehung von Ferrari und Richard Mille begann schon 2021. Nun entsprang dem It-Couple ein limitierter Zeitmesser: Der „RM 43 01 Tourbillon Split-Seconds Chronograph Ferrari“. In der Zeit, in der man braucht, um den Namen auszusprechen, hat Lewis Hamilton bereits fünf Runden gedreht. Um sich eines der Stücke zu ergattern, muss man aber fast so schnell wie der Rennprofi hinter dem Steuer sein, denn die Uhr ist limitiert auf 150 Stück. 75 davon sind aus feingestrahltem Titan, die anderen 75 aus Carbon TPT®. Visuell diente die komplexe Geometrie der Ferrari Motorblöcke und Kurbelgehäuse als Inspiration für die dreidimensionale Architektur des Uhrwerks.


Elegance
Paint me Silver
Was braucht man, um im tickenden Dickicht von Uhren herauszustechen? Wiedererkennungswert. Diesen hat Ebel mit dem Wellenmuster auf den Armbändern. Und mit der Sports Classic Kollektion. Das neueste Stück aus dieser, die „Sport Classic 29 mm White Silver“, trägt das charakteristische Muster erstmals auf dem Zifferblatt. Klassisch elegant bleibt das Ganze trotzdem, dank dem Weißsilber und den schwarz lackierten römischen Ziffern.

Zweifarbig
La Dolce Vita
Manche modeaffinen Menschen mögen eine Blacklist mit Fashionsünden führen – und alle, die Silber und Gold kombinieren, landen direkt auf dieser. Wir nehmen’s nicht ganz so ernst mit den Regeln. Longines ebenfalls nicht. Denn die „Mini Dolcevita“-Kollektion lanciert neue Bicolor-Modelle, die Edelstahl entweder mit Gelb- oder Roségold verbinden. Und wenn auch Schauspielerin und Supermodel Barbara Palvin die eckigen Modelle trägt, dann verstummt selbst die Fashionpolizei.

Tribute
Ode to Geneva
Vor 270 Jahren machte Jean-Marc Vacheron Genf zur Uhrenstadt: Bis heute liegt der Sitz von Vacheron-Constantin in der multikulturellen Minimetropole. Der auf einer kleinen Insel mitten in der Rhone gelegene Tour de l’Île ist der letzte erhaltene Teil einer im 13. Jahrhundert zum Schutz von Genf errichteten Burg. Ab 1843 befanden sich die Werkstätten der Maison im Turm. 1906 eröffnete darin die erste Boutique. Drei Uhren, deren Zifferblätter man ins Museum – oder in eine kleine Vitrine – hängen könnte, zelebrieren den jahrhundertealten Turm. Emaille-Miniaturmalereien, Guillochage und Gravur schmücken die drei Zeitmesser des „Les Cabinotiers“-Tributes. Doch wer sind eigentlich diese Cabinotiers? Ein Team von KunsthandwerkerInnen und UhrmacherInnen, die eben solche filigranen Einzelanfertigungen schaffen und so das Erbe der Vorfahren aus dem 18. Jahrhundert fortführen.


Superlative
Test bestanden
Die „Oyster Perpetual Land-Dweller“ von Rolex hat ihren eigenen Prüfungsweg – der mindestens so intensiv ist wie der einer Studentin während der Prüfungsphase. Zuerst durchläuft sie eine Zertifizierung durch das unabhängige Schweizer Prüfungsinstitut Contrôle officiel suisse des chronomètres (COSC). Danach folgen noch strengere Tests, die Rolex in eigenen Labors durchführt, um sicherzustellen, dass die Uhr höchsten Standards entspricht. Das Resultat? Eine Zertifizierung als „Chronometer der Superlative“. Dieses Maß an Präzision zieht nicht nur bewundernswerte Uhrliebhaber an, sondern auch Persönlichkeiten wie die chinesische Pianistin Yuja Wang. Man fragt sich, ob sie ihre Rolex auch beim Klavierspielen trägt.

Zeit und Lust für noch mehr Uhren. Hier lang.