Kleider machen Leute, Leute machen Probleme. Denn Leute – also wir – kaufen immer mehr. Die Warenkörbe sind vollgestopft mit günstigen Teilen, die schneller entsorgt werden, als die Geldbörse gezückt ist. Wir zeigen, warum dies problematisch ist und worauf du beim Kleiderkauf und der Entsorgung achten solltest.
Mehr Kleidung, mehr Müll
Kleiderschrank ausmisten – darauf haben wir so gar keinen Bock. Weshalb? Weil es lange dauert. Weniger Klamotten wären die Lösung und würden nicht nur dafür sorgen, dass das Ausmisten weniger lang dauert, sondern auch der Umwelt helfen. Denn sie leidet, während die Modeindustrie immer mehr Kleidung produziert, die wir in immer größeren Mengen in unsere Warenkörbe stopfen – schließlich möchte man mithalten mit den Trends, die häufiger gewechselt werden als so manche Unterhose. 150 Milliarden Kleidungsstücke sind es, die jährlich produziert werden. Das sind doppelt so viele wie noch im Jahr 2012. Doch es wird nicht nur mehr produziert und gekauft, sondern wegen mangelnder Qualität auch mehr entsorgt. Derzeit werden in der Schweiz jährlich 65’000 Tonnen Altkleider gesammelt, in Deutschland sind es etwa 1.1 Millionen Tonnen. Und während der Altkleidercontainer für uns das Altkleider-Problem löst, schaut es in Wahrheit anders aus.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Altkleidercontainer sind keine Zauberboxen. Was dort entsorgt wird, löst sich somit nicht einfach so in Luft auf, sondern muss abgeholt und sortiert werden – das kostet. Um diese Kosten zu decken, werden rund Rund zwei Drittel der Teile, die in der Altkleidersammlung enden, ins Ausland verkauft. Vor allem nach Osteuropa und Afrika. Achtung, nun kommt das „aber“: Unser Müllproblem, das wir in andere Länder auslagern, ist damit nicht gelöst. Denn auch wenn dort eine größere Nachfrage nach günstiger Gebrauchtkleidung besteht als bei uns, kommen solche Unmengen an Altkleidern an, dass diese das einheimische Textilgewerbe bedrohen. Und wegen der schlechten Qualität der Ware landet diese dort früher oder später auf Müllhalden, wo sie sich zu Kleiderbergen anhäuft und verbrannt wird. Doch das ist noch nicht alles: Diese qualitativ schlechten Klamotten bestehen größtenteils aus synthetischen Fasern – also Plastik. Die Mikroplastikfasern gelangen ungefiltert in die Umwelt und verschmutzen die Lebensgrundlage von Mensch und Tier. Laut Fashion Revolution Schweiz stammen schätzungsweise 35 Prozent des Mikroplastiks in den Meeren von Textilien. Anstatt also zu versuchen, die lieben Schildkröten nur mit Papp-Strohhalmen zu retten, sollte man seine Verhaltensweise auch in puncto Kleidung ändern.
So machst du den Unterschied
Wir zeigen dir, wie du im Konsum deiner Kleidung den Unterschied machst und worauf du bei der nächsten Kleiderentsorgung achten solltest.
1. Weniger ist mehr
Altkleidercontainer sind nicht das Problem, sondern wir. Deshalb lautet die Devise beim Einkaufen: Weniger ist mehr. Man kauft sich lieber nicht so viele Kleidungsstücke und achtet dabei besser auf eine hochwertige Qualität. Ja, man greift tiefer in die Geldbörse. Dafür sind die Kleidungsstücke in der Regel aber langlebiger als der günstige Polyester-Fetzen.
2. Länger tragen
Laut Greenpeace könnten jährlich 1.5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente eingespart werden, wenn alle Kleidungsstücke in der Schweiz drei Jahre länger getragen würden. Damit wir uns das besser vorstellen können: Dies entspricht den Treibhausgasen einer Autofahrt von 7.4 Milliarden Kilometern – phu.
3. Eine zweite Chance geben
Faulheit ist nie cool. Haben Hose und Pullover ein Loch, sollte man sie also nicht gleich entsorgen. Zeit, die verstaubte Nähmaschine vom Regal zu holen und das Manko auszugleichen. Und wem dazu Know-How und Zeit fehlen, dem bleibt die Reparatur durch andere. Diverse Labels bieten beispielsweise bereits eigene Reparaturservices an. Hier zeigen wir dir, wie du deine Kleidung flicken lassen kannst.
4. Anderswo weiterverschenken
Damit Altkleidersammlungen nicht überlastet werden, kann es ratsam sein, gut erhaltene Kleidungsstücke im Freundeskreis zu verschenken oder an Secondhand-Geschäfte und Flohmärkte weiterzugeben. In der Schweiz können Altkleider anstatt in Sammelcontainern beispielsweise bei den Rotkreuzläden des Schweizerischen Roten Kreuzes, bei der Caritas-Kleiderzentrale oder der Winterhilfe Schweiz abgegeben werden. In Deutschland können die alten Kleider unter anderem bei den Kleiderkammern der Caritas und des Deutschen Roten Kreuzes oder bei der Berliner Kältehilfe abgegeben werden.
5. Sammelcontainer-Einmaleins
Auch wenn sie sich in ihrer Form ähneln, ist ein Sammelcontainer für Textilien kein Müllcontainer. Es gehört also nur saubere, gut erhaltene Kleidung hinein. Auch sollten die Kleidungsstücke zeitgemäß sein. Schließlich möchte niemand herumlaufen wie eine Nebenfigur aus einem Jane-Fonda-Workout-Video. Wichtig ist, dass die Klamotten in einen reißfesten und anschließend gut zugeschnürten Sack gepackt werden, bevor sie im Container landen. Nichts zu suchen hat dort jedoch defekte und verschmutzte Kleidung. Hier lohnt es sich, bei Schulen und Kindertagesstätten nachzufragen, ob sie die kaputte Ware zum Basteln brauchen könnten. Hier erfährst du mehr darüber, was in den Altkleidercontainer gehört und was nicht. Zum Schluss empfiehlt sich: Wenn die Lebensdauer des Synthetik-Kleidungsstücks zu Ende geht, sodass auch eine andere Person diese kaum noch tragen könnte, sollte man diese gleich zu Hause in den Abfall werfen. Denn so wird si e korrekt verbrannt, und es landet kein Mikroplastik in der Umwelt. Noch besser wäre es aber, solche Fummel gar nicht erst zu kaufen.
Schluss mit Synthetik-Fetzen, hier findest du unsere Liste von Zürichs nachhaltigen Kleiderläden.
Teaserfoto: © Unsplash Rio Lecatompessy