So jung und doch sind Manuela Frey und Lejla Hodzic mit Mitte 20 bereits alte Hasen in der Model-Branche. Der Gewinn des Elite Model Look Schweiz hat die beiden auf die internationalen Laufstege verfrachtet und auf die Cover zahlreicher Magazine katapultiert. Zehn Jahre im Business und einen Köcher voller Geschichten darüber, wie der Model-Traum tatsächlich aussieht: FACES hört zu.
Fotos © OM Option Model Agency
FACES: Wie habt ihr beide euch kennen gelernt?
Lejla Hodzic: Ich habe 2010 am Elite Model Look teilgenommen und war 2012 bei der Show dabei, als Manuela zu den KandidatInnen gehört hat. Sie ist dann auf mich zugekommen – mit soviel Elan und Freude, dass ich sie nicht übersehen konnte.
Manuela Frey: Modeln war damals mein Traum, weshalb ich alle Elite Model Look Contests verfolgt hatte. Lejla war für mich ein großes Vorbild.
LH: Ich erinnere mich an dich, du hattest so unglaublich langes Haar!
MF: Lang und dick war mein Haar damals. Ein Jahr und zahlreiche Shows und Shootings später war das dann nicht mehr so. (lacht)
F: Ihr wart später auch gemeinsam in New York, als ihr dort gelebt und gemodelt habt, und habt euch stets gegenseitig unterstützt. Ist das Normalität fürs Model-Business?
MF: Du bist natürlich Einzelkämpfer, dennoch schließt du Freundschaften mit anderen Models, denen du auch jeden Job von Herzen gönnst.
LH: Für mich waren Model-Freundschaften in meiner Freizeit oft eine zusätzliche Belastung, weil man stets nur ein Thema hatte: Wann findet das nächste Casting statt, wer bekommt den Job, wer isst was und wie, wer ist erfolgreich und wer nicht. Der Druck ist sehr groß, und ich wollte ab und an auch einfach mal meinen Job ablegen und nur Ich sein. Manuela konnte damit besser umgehen als ich und war für mich deshalb eine große Stütze.
F: In New York leben Models in WGs zusammen. Wie muss man sich das vorstellen?
MF: Jede Agentur hat ihre eigenen Model-Apartments, in denen zwischen fünf bis zehn Models wohnen. Du wirst dann irgendwo zugeteilt und bezahlst für dein Zimmer um die 2’000 Franken, auch wenn die Wohnung vielleicht nur das Doppelte kostet. Die Agentur verdient damit also an dir sogar noch Geld. Ich hätte mir damals kein anderes Zimmer leisten können – die Agentur schießt dir das Geld vor, bezahlt dir sogar Taschengeld und zieht dir diesen Betrag dann vom Lohn ab. Du fällst als Neuling natürlich ins Minus und musst dieses dann mit deinen Jobs wieder ausgleichen. Ich war damals noch nicht volljährig und musste als unter 18-Jährige sowieso in einem solchen Apartment wohnen, zudem benötigte ich ein spezielles Visum. Ich musste zu jener Zeit öfters lügen, was mein Alter anbelangte, weil man erst ab 16 Jahren auf dem Laufsteg laufen durfte. Heute ist es gar verboten, mit 16 als Model nach New York zu gehen.
F: Und wie war das Miteinander zwischen euch und den MitbewohnerInnen?
LH: Da gab es tatsächlich einige, die anderen vor einem wichtigen Job oder Casting die Haare abgeschnitten hatten.
MF: Viele wollten gar nicht verraten, welche Castings sie hatten oder zu welchen Jobs sie gerade unterwegs waren.
LH: Die Missgunst ist groß. Da gab es immer wieder Kommentare wie „Ich hätte nicht gedacht, dass du in deren Kleidung reinpasst“. Wenn du so jung und sensibel bist wie ich damals, dann gehst du unter.
F: Viele Models werden im Alter von 14 oder 15 rekrutiert. Weshalb?
MF: Du musst so früh wie möglich beginnen, deine Karriere aufzubauen. Zudem bist du noch dünn und hast keine weiblichen Rundungen. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb man als Model erst auf dem Laufsteg beginnt und erst später Kampagnen shootet: Weil man zu Beginn noch einen viel kindlicheren Körper hat.
F: Was hat euch am meisten Freude bereitet?
MF: Das Reisen, all die tollen Momente und die Unterstützung, die ich erhalten habe. Das Schwierigste war für mich damals, weg von zuhause zu sein, auch wenn ich New York so geliebt habe. Natürlich war das brutal, getrennt von der Familie zu sein. Ich habe oft geweint und täglich fünf Stunden mit meiner Mama über Facetime gesprochen.
„Es schreien zwar alle nach Persönlichkeit, wollen aber bitte nicht zu viel davon.“
F: Hat sich eure Idee vom Model-Beruf bewahrheitet, die ihr zu Beginn hattet?
MF: Ich habe es mir ganz anders vorgestellt, viel glamouröser und einfacher. Es wird dir nichts auf dem Silbertablett präsentiert. Nach meinem Sieg beim Elite Model Look Schweiz 2012 war ich so glücklich und hatte die Vorstellung, dass mich Chanel, Dior und Co. nun direkt buchen würden, so ganz ohne Casting. (lacht) In New York habe ich dann das richtige Model-Leben kennen gelernt.
LH: Darin unterscheide ich mich von Manuela. Ich hatte von Beginn weg meine Probleme mit dieser Welt, besonders, weil meine Maße ständig bemängelt wurden.
F: Welche Maße sind denn verlangt?
LH: Dein Hüftumfang muss weniger als 90 Zentimeter betragen, was in etwa der Hüfte eines zwölfjährigen Kindes entspricht. Nach meinem Sieg wurden dann schnell Pläne gemacht: Du gehst ans Weltfinale des Elite Model Look, dann nach Paris und New York und dazwischen musst du aber noch sieben Kilo abnehmen. Das hat meinem Selbstbewusstsein total geschadet.
MF: Ich war 1 Meter 80 groß und 49 Kilogramm schwer, als ich damals den Elite Model Look Schweiz gewonnen habe. Dafür habe ich meine allererste Diät gemacht und extra fünf Kilo abgenommen, weil es hieß, dass das wichtig wäre, um erfolgreich zu sein. Die Probleme kamen dann, als ich um die 18 Jahre alt war, als man mir immer öfters gesagt hat, ich wäre zu dick. Schnell abnehmen hat dann nicht mehr so gut funktioniert wie früher, und ich wurde teilweise von Jobs nach Hause geschickt, weil mir eine Hose nicht gepasst hat. Während dieser Zeit habe ich mich nicht wirklich hübsch gefühlt.
F: Wie kamst du aus dieser Spirale wieder heraus?
MF: Dank meines Vaters, der meine Waage zum Fenster raus geworfen, mich mit Nutella-Broten gefüttert und mir gesagt hat, dass er es mir verbieten würde, wieder zurück nach New York zu gehen, sollte ich jetzt nicht wieder zunehmen.
F: Essen ist ständig ein Thema. Wie schätzt ihr die Prozentzahl der Models ein, die in irgendeiner Form eine Essstörung haben?
LH: 80 Prozent. Es geht ja auch nicht nur darum, bestimmte Maße zu erreichen, sondern diese auch zu halten. Automatisch machst du dir ständig Sorgen darüber, was du isst und wie viel davon.
MF: Die Kritik ist immer da, und sie ist hart. Beim Abmessen in Paris wurde ich einmal angefahren: „Do you eat Pizza? Do you eat Pasta?“ Beides habe ich verneint. Dann sie: „Do you work out? How many times a week?“ Ich: „Three to four times.“ Und sie: „Why the fuck are you so fat?!“
LH: Das finde ich besonders schlimm, denn Manuela hat schon immer auf gesunde Ernährung geachtet und brav ihre Karotten mit Hummus gegessen.
MF: Natürlich gibt es auch solche Models, die genetisch einfach Glück gehabt haben und sich gar nicht darum kümmern müssen. Ich bin froh, wurde ich durch den Elite Model Look aufgebaut. Russische Models erleben einen viel härteren Alltag, weil das Modeln oft die einzige Möglichkeit für sie ist, Geld zu verdienen. Da ist der Drill groß und die Erwartung ganz klar, dass sie all ihr verdientes Geld sofort nach Hause zu ihren Familien schicken müssen. Der Unterschied zwischen uns und denen besteht darin, dass wir zwar ganz klar darüber aufgeklärt wurden, was wir machen müssten, um Erfolg zu haben, aber im Gegensatz zu anderen Models wurden wir zu nichts gezwungen.
F: Nicht nur die Maße sind ein ständiges Problem, sondern auch das Älterwerden. Fürchtet ihr euch vor dem Altern?
LH: Ich liebe es! Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt in meinem Körper wie gerade jetzt. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal eine Waage bestiegen habe. Jedes Alter ist schön, zudem ist es so wichtig, auch mental reifer zu werden.
MF: Ich habe gar keine Angst davor, älter zu werden. Ich hatte eine tolle Karriere auf dem Laufsteg, jetzt möchte ich mir aber lieber in der Schweiz etwas aufbauen, anstatt in New York so viel Geld für eine Wohnung auszugeben und von Casting zu Casting zu rennen.
F: Diversität ist auch auf dem Laufsteg ein großes Thema.
LH: Prozentual gesehen sind wir da immer noch nirgends. Auch Plus-Size-Models müssen die richtigen Proportionen haben, und ob das dann noch unter Plus-Size geht, bezweifle ich.
MF: Plus-Size zu modeln, ist anstrengend. Die Ernährung ist wichtig, Sport genauso, denn schließlich muss das Gesamtbild genauso stimmen wie bei einem normalen Model. Eine meiner Freundinnen hat sich dazu entschieden, Plus-Size zu modeln und sich regelmäßig darüber beklagt, dass sie jede Stunde eine Banane mit Erdnussbutter futtern muss, um nicht abzunehmen.
LH: Ich begrüße es sehr, dass auch hinsichtlich der Hautfarbe etwas geht, wenn wir auch hier noch einen langen Weg vor uns haben.
MF: Als wir früher auf dem Laufsteg standen, war das Bild klar: Alle Models waren weiß. Da war vielleicht bei einer von fünf Shows eine Chinesin dabei, aber schwarze Models wurden sowieso nicht gebucht. Heute öffnet sich der Kreis zwar etwas, aber Models, die nicht diesem 08/15-Style entsprechen, haben es noch schwieriger, weil sie dann pro Show maximal die eine Ausnahme zwischen den All-White-90-60-90-Models darstellen.
F: Was ist euer Rezept dafür, in dieser Industrie zu bestehen?
MF: Dein Motto muss sein: Take it or leave it. Wenn es passt, dann ist es super, wenn nicht, dann lass es. So umgehst du den ganzen Teufelskreis aus Stress, Haarausfall, Bauchschmerzen und so weiter. Um mit dem enormen Druck besser umgehen zu können, hilft es, eine Berufsausbildung zu haben, auf die man zurückgreifen kann.
LH: Meiner Meinung nach kann das auch ein Hobby sein, das einem diesen Ausgleich und Selbstbewusstsein gibt. Man braucht etwas, das einen auf den Teppich holt und einem begreifbar macht, dass man mehr ist als sein schönes Gesicht.
F: Wie habt ihr überhaupt gelernt, zu modeln?
LH: Für mich war das wie ein Sprung ins kalte Wasser. Ich habe in einem sechsstündigen Laufstegtraining irgendwo in Paris in einem Flur gelernt, wie man richtig läuft. Die Shootings waren dann für mich das allergrößte Aha, weil ich mit 15 überhaupt nicht wusste, was man von mir wollte, wenn ich die Anweisung bekam, sexy zu schauen, sinnlich oder so, wie ich meinen Freund anschauen würde. Einmal wurde von mir verlangt, das männliche Model zu küssen, obwohl das in meinem Vertrag anders vereinbart war. Natürlich hatte ich Angst, den Job zu verlieren, rief dann aber dennoch meine Agentur an, um das mit dem Fotografen und dem Kunden zu klären.
„Du bist eine Eintagsfliege, die man morgen schon wieder vergessen hat.“
F: Gibt es Fotografen, die Grenzen überschreiten?
LH: Da gab es einige Situationen. Beispielsweise wollte ich mich nicht oben ohne ablichten lassen. Der Fotograf kam dann allerdings auf mich zu, hat mir das Tuch, das meinen Oberkörper bedeckte, weggezogen, das Foto geschossen und dieses dann auch verwendet. Ich hatte da nichts zu melden und konnte auch nichts dagegen tun, ich habe ja keine Rechte an meinen Bildern.
F: Wie viel kann man als Model bei einem Job mitreden?
MF: Prinzipiell kannst du immer sagen, dass du etwas nicht machen möchtest. Ich habe selber keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber von anderen Models viele Geschichten gehört. Damals mit 15 hatte ich auch Skrupel, nein zu sagen, das musste ich erst lernen.
F: Gibt es niemanden, der einen auf solchen Shootings begleitet?
MF: Nein, du bist meistens alleine unterwegs. An meinem ersten Tag in New York war mein Booker genau 30 Minuten lang mit dabei, hat mir dann eine Karte in die Hand gedrückt und gemeint, die restlichen Castings könne ich alleine machen.
F: Wie ist die Zusammenarbeit mit Model-Agenturen?
MF: Ich hatte stets Angst, Agenturen zu besuchen. Irgendwas war immer schlecht: die Maße, das Haar, die Haut, der Style, es war nie alles perfekt.
LH: Man könnte denken, man würde irgendwann abhärten. Bei mir wurde es aber immer schlimmer. Ich habe so viel Kritik bekommen, dass ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten habe. Mein Booker hat beispielsweise bei mir in der Model-WG die Küche durchforstet, mein Müsli gefunden und davon ein Foto gemacht. Am nächsten Tag wurde ich in der Agentur auf die Kalorienanzahl und den Zuckeranteil meines Müslis hingewiesen und darauf, dass ich sowas nicht essen dürfe. Das fand ich total daneben, am meisten hat mich allerdings der Eingriff in meine Privatsphäre genervt.
F: Wie beurteilt ihr eure Karriere im Rückblick?
LH: Ich hätte nie so früh und Vollzeit anfangen sollen zu modeln. Selbst als Teenager bist du noch ein Kind. Ich habe viel und oft damit gehadert, dass ich einen Teil meiner Kindheit verpasst habe und mir enorm viele Gedanken darum gemacht, wie ich mich anders entwickelt hätte, wenn ich erst mit 18 nach New York gegangen wäre und eine normale Schweizer Schulzeit mit Partys und allem drum und dran erlebt hätte.
MF: Ich habe es geliebt und zwar alles: die Zeit in New York, den Laufsteg in Paris, für mich hat es sich einfach richtig angefühlt, und ich bin extrem dankbar, dass ich diese Erfahrungen machen durfte. Lejla und ich, wir waren beide sehr erfolgreich. Es gibt so viele Frauen, die noch immer diesem Traum vom Modeln hinterherjagen, die bei jedem Casting vorsprechen, jeden Tag nur Ramen aus der Tüte essen und dennoch nie eine Zusage erhalten.
LH: Da hast du Recht, wir können uns glücklich schätzen, dass wir immer genügend Jobs hatten. Es gibt viele, die dann irgendwann zu anderen Mitteln greifen, um sich über Wasser zu halten.
F: Stichwort Geld: Was verdient man mit Modeln?
MF: Die Zahlen sind enorm davon abhängig, wer du bist und welche Jobs du hast. Dein Wert steigt, wenn du für Prada läufst.
LH: Laufstegjobs sind nicht lukrativ, da kriegst du für einen Einsatz von einem ganzen Tag vielleicht 500 Franken.
MF: Modestrecken und Cover-Shootings werden nicht bezahlt. Bei einem Vogue-Cover-Shooting kann es vorkommen, dass du sogar deinen Flug selbst berappen musst. Richtig Geld machst du mit Beauty- und Parfum-Kampagnen sowie TV-Spots.
F: Wie lukrativ ist das Modeln?
MF: Früher war es lukrativ, heute nicht mehr. Talent bedeutet nicht mehr viel, es ist viel wichtiger, wie bekannt du bist und wie viele Followers du hast.
LH: Zu Beginn hatte ich zwar Vollzeit gearbeitet, aber lange auf meinen ersten Lohn warten müssen. Dadurch, dass ich stets mein Geld mit Kampagnen machen konnte, war der finanzielle Druck bei mir nicht so groß. Unser Schweizer Management, OM Option Model Agency, war diesbezüglich top und fair. Aber es ist bekannt und verbreitet, dass man teils monatelang auf sein Geld wartet und immer wieder nachfragen muss.
F: Wie oft kriegt man als Model etwas geschenkt?
LH: Du kriegst bei gewissen Brands vielleicht ein paar Prozente oder hier und da mal eine Tasche oder eine Sonnenbrille geschenkt.
MF: Das bezahlt dann aber nicht deine Miete.
F: Wie wichtig ist Instagram für ein Model?
MF: Dein Insta-Feed ist dein neues Model-Book. Bei Castings fragen sie deinen Insta-Account ab, deine Follower-Anzahl, dein Alter, deine Agentur und wollen zudem wissen, ob du einen Celebrity datest.
LH: Bella Hadids Marktwert ist beispielsweise in die Höhe geschossen, als sie die Freundin von The Weeknd war. Er ein Rockstar, sie ein Model – das ist eine Geschichte, die sich gut vermarkten lässt.
F: Ist Persönlichkeit denn heute tatsächlich wichtig?
MF: Zu Beginn meiner Karriere reichte es, einfach schön zu sein. Heute wollen sie deine Hobbys kennen und wissen, wer du bist.
LH: Es schreien zwar alle nach Persönlichkeit, wollen aber bitte nicht zu viel davon. Be yourself, but not too much and not that way.
F: Wie habt ihr früher über die Modebranche gedacht, und wie denkt ihr heute darüber?
MF: Früher hatte ich immer die Vision, die neue Kate Moss zu werden. Heute bedeutet mir dieses Ziel nichts mehr, wenn ich auch die Erfahrungen nicht missen möchte.
LH: Die Branche ist viel schnelllebiger geworden, und der Model-Job nimmt heute einen noch größeren Teil deines Lebens ein, weil auch Social Media so enorm wichtig geworden ist. Es war früher realistischer, sich eine Karriere aufbauen zu können.
MF: Du bist heute eine Eintagsfliege, die man morgen schon wieder vergessen hat.
F: Zahlreiche TV-Model-Shows fachen den Traum und die Klischees um den Model-Beruf zusätzlich an. Wie steht ihr dazu?
MF: Solche Shows öffnen die Branche und geben auch Menschen die Chance, Model zu werden, die nicht den üblichen Standards entsprechen.
LH: Viele Shows sind vordergründig aber vor allem Reality-Shows, da geht es um reines Entertainment.
F: Werdet ihr als Schweizer Models genügend unterstützt?
MF: Ich habe den Eindruck, dass man als SchweizerInnen weniger Chancen hat als andere Models aus anderen Ländern.
LH: Agent und Agentur spielen eine große Rolle dabei, wie oft du gebucht wirst. Nur einen Vertrag bei einer Agentur zu haben, reicht da lange nicht.
MF: Ein Booker in Paris sagt zum Kunden: „Buchst du sie, kriegst du sie dazu.“ Das ist wie bei der Mafia. (lacht)
F: Sind Drogen und Alkohol verbreitet unter den Models?
MF: Beides wird oft und häufig angeboten, und ist ein Model besonders einsam, ist die Gefahr groß, da in etwas hinein zu stürzen. Natürlich gibt es Models, die dann in der Drogenszene landen.
LH: Ich denke, diese Versuchungen gibt es in jeder anderen Branche auch. Es hängt maßgeblich davon ab, wie du bist und wie du mit Druck umgehst.
F: Solltet ihr Kinder haben und würden diese den Wunsch äußern, ebenfalls eine Model-Karriere einzuschlagen, würdet ihr das erlauben?
MF: Nein. Es ist viel zu gefährlich!
LH: Nein. Ich habe ja kaum mir selbst vertraut, wie könnte ich das bei meinem Kind? (lacht) Ich würde für mein Kind wollen, dass es bis 18 die Schule besucht oder eine Ausbildung macht und einfach noch Kind sein darf.
F: Lest ihr, was über euch geschrieben wird?
MF: Ich lese keine Leserkommentare, aber auf jeden Fall die Artikel und Beiträge über mich. Manchmal ärgere ich mich dann, aber das gehört wohl einfach dazu. (lacht)
F: Was ist das Schlimmste, das man über euch geschrieben hat?
LH: Irgendjemand hat mal über mich getitelt: „Die Arme wird nie angesprochen!“ Das war total aus dem Zusammenhang gerissen, weil ich mit der Presse übers Dating gesprochen und das so ganz nebenbei erwähnt hatte.
MF: Zu Beginn meiner Karriere war ich mir nicht darüber im Klaren, was ich mit der Welt teilen durfte und was nicht. Als ich dann einmal danach gefragt wurde, auf welche Männer ich stehen würde, habe ich geantwortet: „Nicht auf Gartenzwerge!“ Das stand dann ganz groß in der Zeitung, und ich habe sehr viele Kommentare und Zuschriften von Männern erhalten, die meinten, ich sei so unglaublich gemein. (lacht) Meistens kann ich darüber lachen, denn für mich ist jede Presse gute Presse, schließlich ist jeder Beitrag Werbung für mich.
Elite Model Look
Der Elite Model Look ist der bedeutendste Nachwuchs-Model-Contest der Welt, für den jährlich mehr als 350’000 Bewerbungen eingehen. Auf die nationalen Contests folgt jeweils das Weltfinale im Herbst, an dem alle FinalistInnen aus den verschiedenen Ländern um den Sieg buhlen. Mit Sandra Wagner 1995 und Julia Saner 2009 standen bisher gar zwei Schweizerinnen auf dem internationalen Podest. Für weitere Models wie Ronja Furrer, Sarina Arnold, Nadine Strittmatter, Manuela Frey oder Lejla Hodzic war der Sieg am Elite Model Look Schweiz der Startschuss ihrer Karrieren. Hinter der Schweizer Ausscheidung steht Ursula Knecht von OM Option Model Agency, die 1995 den ersten Elite Model Look Schweiz veranstaltet und den Contest seitdem jedes Jahr organisiert hat. An Knechts Seite: Grazia Covre, Choreografin, Show Producer und künstlerische Leiterin, sowie Jenny Settembrini, PR-Profi und Geschäftsführerin ihrer eigenen Agentur YComm. elitemodellook.com