Wie ist es wohl, an einem der lebhaftesten und märchenhaftesten Orten der Welt zu arbeiten? Wir haben Hotelier Sven Van den Broeck, Managing Director, EMEA bei Aman, interviewt.
Marrakesch ist ein Wimmelbild für Augen, Ohren und Nase. Hier lauert das Abenteuer an jeder Ecke der Medina, diesem wundervollen Ort aus Menschen, Gerüchen und Gewürzen, der immer ein wenig anmutet wie eine Szene aus einem Märchenbuch. Aus letzterem könnten auch die Mauern des Amanjena stammen, einer Oase aus blühenden Gärten und warmen Farben, in deren Arme man sich nur zu gerne begibt.
FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Sven Van den Broeck: Gastgeber zu sein, hat mir schon früh gefallen. Meinen ersten Job im Gastgewerbe bekam ich dann mit 13 Jahren, als ich im örtlichen Tennisclub in meiner Heimat Belgien hinter der Bar stand und am Wochenende in einer Brasserie arbeitete. Dafür zu sorgen, dass sich alle wohlfühlen, bereitete mir stets große Freude, und die großzügigen Trinkgelder für besonders freundlichen Service motivierten mich dazu, noch besser zu werden. Meine Leidenschaft führte mich dann an die Hotelfachschule in Brüssel und schließlich in die Kreuzfahrtbranche. Über fünf Jahre lang arbeitete ich unter anderem als Oberkellner, Restaurantleiter und stellvertretender Manager, bereiste sieben Weltmeere und hatte die Möglichkeit, die ganze Welt zu erkunden.
FACES: Ihre ganze Erfahrung im Gastgewerbe hat Sie schließlich zur Aman-Gruppe geführt. Wie beschreiben Sie deren Vision?
Sven Van den Broeck: Was Gastfreundlichkeit anbelangt, ist Aman weltweit absolut einzigartig. Die Liebe zum Detail und der persönliche Service werden hier besonders groß geschrieben, um ein Gästeerlebnis zu kreieren, das weitum seinesgleichen sucht. Die Hotels der Gruppe befinden sich an ganz außergewöhnlichen Orten auf der ganzen Welt, wo unsere Gäste den Raum, Frieden und die Ruhe finden, die ihnen in ihrem Alltag verwehrt bleiben. Das ist die höchste Form des Luxus.
FACES: Was müssen wir unbedingt über das Amanjena in Marrakesch wissen?
Sven Van den Broeck: Viele Gäste denken, dass Amanjena ein Nachbau eines bestehenden Palastes oder einer Moschee in Marokko sei. Dabei handelt es sich bei diesem Resort um die Vision des Architekten Ed Tuttle, der Marokko ausgiebig bereiste, um sich von allen Orten und den Menschen darin inspirieren zu lassen. Mit all diesen Eindrücken im Kopf schuf er schließlich das Amanjena, unser friedliches Paradies, wie wir es auch nennen. Das Amanjena ist ein zeitloses Meisterwerk, dessen maurisch inspirierte Architektur unsere Gäste oft überwältigt. Mein Tipp: unser marokkanisches Restaurant nachts zu besuchen, wenn alle Kerzen brennen und sich der Mond auf der Wasseroberfläche widerspiegelt. Das ist pure Magie!
FACES: Aus welchen Gründen sollten wir unbedingt im Amanjena übernachten?
Sven Van den Broeck: Bei Aman steht der Gast im Mittelpunkt, und dieser Ansatz in Verbindung mit der einzigartigen Architektur, der außergewöhnlichen Lage, der Privatsphäre und der Gastfreundlichkeit von Amanjena sorgt für ein Erlebnis, das jegliche Erwartungen übertrifft. Die Medina von Marrakesch ist sehr lebendig und spricht alle Sinne an, und wenn ein Gast nach diesem Erlebnis ins Amanjena zurückkehrt, versteht er, weshalb dieses weitum als friedliches Paradies bekannt ist.
FACES: Welche Aspekte Ihres Berufs in der Hotellerie empfinden Sie als besonders spannend?
Sven Van den Broeck: Ich genieße es sehr, dass jeder Tag anders ist und ich das Privileg habe, Menschen aus der ganzen Welt zu treffen. Man muss stets auf alle Eventualitäten vorbereitet sein: von schlechtem Wetter, das den Betrieb beeinträchtigt, bis hin zur Begrüßung besonderer Gäste. All das kann am selben Tag passieren. Es macht mir Freude, zu wissen, dass mein Team und ich zusammenarbeiten, um einzigartige Erlebnisse zu schaffen, an die sich unsere Gäste für immer erinnern werden.
FACES: Was ist die größte Herausforderung Ihres Jobs?
Sven Van den Broeck: Hotelier zu sein, ist kein Job – es ist eine Berufung oder eine Leidenschaft. Die Verantwortung, die wir tragen, hat zwei Seiten. Einerseits müssen wir dafür sorgen, dass unsere Gäste gut betreut werden und ihr Aufenthalt ihre Erwartungen in jedem Punkt übertrifft. Andererseits haben die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden sowie unserer Gäste oberste Priorität.
FACES: Woran müssen Hoteliers denken, worüber sich andere keine Gedanken machen?
Sven Van den Broeck: Hoteliers müssen vieles sein: ZuhörerInnen, BeobachterInnen, geduldig, diplomatisch und diskret, und sie müssen Probleme lösen können. Wir müssen uns stets in die Lage unserer Gäste versetzen, um ihre Bedürfnisse zu erkennen. Dabei muss man ein Gefühl und eine Passion dafür haben, anderen zu helfen und ihnen zu dienen. Es gibt diesen brillanten Roman „Don’t Stop the Carnival“ von Herman Wouk, der beschreibt, wie das Leben von Hoteliers wirklich aussieht.
FACES: Worüber machen Sie sich gerade zu viele Gedanken?
Sven Van den Broeck: Meine größte Sorge ist, dass bei aller Planung immer etwas schief gehen kann – und zwar oft zu den ungünstigsten Zeitpunkten. Dann sind die Problemlösungsfähigkeiten eines Hoteliers und die Zusammenarbeit des ganzen Teams gefragt, um so effizient wie möglich eine Lösung zu finden.
FACES: Wie sind Sie als Chef?
Sven Van den Broeck: Ich würde sagen, dass ich in meiner Rolle als Manager hart, aber fair bin. Ich habe hohe Erwartungen an mein Team und an mich selbst – es ist wichtig, dabei stets über sich hinauszuwachsen.
FACES: Was macht eine gute GastgeberIn aus?
Sven Van den Broeck: Eine gute GastgeberIn kann sich in die Lage der Gäste versetzen und deren Bedürfnisse oder Wünsche vorhersehen, so dass sie oder er ihnen immer einen Schritt voraus ist.
FACES: Welche Gäste mögen Sie am liebsten?
Sven Van den Broeck: Die Gäste, die meinem freundlichen und leidenschaftlichen Team, das alles tut, um den Aufenthalt jedes Gastes zu etwas Besonderem zu machen, den größten Respekt entgegenbringen.
FACES: Was stört Sie an Gästen?
Sven Van den Broeck: Es ist wichtig, dass man anderen Menschen gegenüber stets respektvoll agiert. Mit dem Alter und der Erfahrung kommt die Fähigkeit, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. Auch wenn es einige Verhaltensweisen gibt, die mich verärgern, bin ich in der Lage, meine Emotionen beiseite zu schieben und jeden seltenen Vorfall professionell zu meistern.
FACES: Welche Erwartungen haben Sie an Ihr Hotel?
Sven Van den Broeck: Mein Ziel ist es, in der Region, in der ich arbeite, stets zum besten Hotel zu werden. Ich möchte Erlebnisse kreieren und Erinnerungen schaffen, die den Gästen weit über ihren Aufenthalt hinaus im Gedächtnis bleiben.
FACES: Wie haben sich die Erwartungen Ihrer Gäste im Laufe der Jahre verändert?
Sven Van den Broeck: Ich glaube nicht, dass sich die grundlegenden Erwartungen an die Luxus-Gastronomie geändert haben. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten als je zuvor, weshalb es besonders wichtig ist, ein gehobenes und individuelles Serviceniveau zu garantieren. Das bedeutet auch, dass man sehr individuell auf jeden einzelnen Gast eingeht und ihn oder sie so abholt, wie es gewünscht und erwartet wird.
FACES: Welche Geschichte müssen Sie uns unbedingt erzählen?
Sven Van den Broeck: Ich hatte einen Schauspieler zu Gast, der zuvor einmal die Rolle eines Hoteldirektors gespielt hatte. Als er abreiste, überreichte ich ihm meine Visitenkarte und sagte zu ihm: „Von einem Hotelier zum anderen.“ Wir lachten beide, und er freute sich sehr über diese aufmerksame Geste.
FACES: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswärts übernachten?
Sven Van den Broeck: Ich besuche gerne andere Hotels und Restaurants, aber ich gebe zu, dass es mir schwer fällt, meine Sensoren als Hotelier komplett auszuschalten und den Moment zu genießen. Für mich ist ein aufmerksamer und sehr persönlicher Service von größter Bedeutung, und darauf achte ich stets, wenn ich reise.
FACES: Was unterscheidet ein gutes von einem großartigen Hotel?
Sven Van den Broeck: Es sind die Gastfreundschaft, Leidenschaft und die emotionale Intelligenz des Personals, die den Unterschied machen und das Erlebnis der Gäste nachhaltig beeinflussen.
FACES: Wo steht heute Ihr eigenes Bett?
Sven Van den Broeck: Ich habe meine Heimat vor mehr als 20 Jahren verlassen, und nachdem ich in Griechenland, auf den Turks- und Caicosinseln, in Vietnam und derzeit in Marrakesch gelebt habe, kann ich mich glücklich schätzen, die „Welt“ mein Zuhause nennen zu können.
Amanjena
Olivenbäume und Palmen säumen die Wege und spenden denjenigen Schatten, die auf dem Gelände des Amanjena eine Pause vom wuseligen Treiben in den Gassen von Marrakeschs Medina suchen. Umgeben von dicken Mauern, die mit ihrer warmen Farbe der roten Stadt Tribut zollen, findet man jene Ruhe, die es braucht, um die Kultur Marokkos wirklich zu verinnerlichen. Pavillons und Maisons verfügen über eigene Gärten, private Pools und viel Platz zum Sein. Mit Blick auf das Atlasgebirge schmecken die Gerichte aus lokalen Zutaten und der Minze-Tee doppelt gut, der hier täglich mit Schwung und im hohen Bogen aus der Kanne in die verschnörkelten Gläser fließt.
aman.com/resorts/amanjena
Das hält Sven Van den Broeck von…
Kreuzfahrtschiffen:
Ich habe meine berufliche Laufbahn in der Kreuzfahrtbranche begonnen und glaube, dass Kreuzfahrten eine einzigartige Möglichkeit bieten, die Welt zu erkunden. Ich bin gespannt, wie Aman im Jahr 2027 mit dem Start von Aman at Sea, einer luxuriösen Superyacht, die Luxus-Gastronomie auf dem Wasser neu definieren wird.
Buffet-Essen:
Buffets sind im Gastgewerbe sehr beliebt, aber für mich bietet ein Restaurant mit einer sorgfältig zusammengestellten Speisekarte eines erfahrenen Küchenchefs ein hochwertigeres gastronomisches Erlebnis, das den Gästen die Möglichkeit gibt, das Beste der lokalen Küche zu erleben.
All-inclusive:
Es gibt Urlaube für jeden Gästetyp. All-inclusive-Urlaube bieten Komfort, da alle Aspekte – vom Flug bis zum Essen – in einer einzigen Buchung enthalten sind.
Trinkgeld:
Im Gastgewerbe ist dies eine geschätzte und anerkannte Geste, die uns zeigt, dass wir ein hohes Serviceniveau erreicht haben und der Gast sein Erlebnis genossen hat.
Hunden im Restaurant und im Hotel:
Die Nachfrage von Gästen, die mit ihren Haustieren reisen möchten, hat zugenommen, und das Gastgewerbe reagiert darauf, indem viele Hotels jetzt auch Hunde aufnehmen.
Dresscodes:
Ich würde immer empfehlen, sich bei einem Hotel zu erkundigen, ob es eine bestimmte Kleiderordnung gibt, die die Kultur eines Reiseziels widerspiegelt und respektiert.
TripAdvisor:
Ich glaube, dass dies eine von vielen wertvollen Online-Ressourcen für Gäste und Hotels gleichermaßen ist: TripAdvisor bietet die Möglichkeit, echtes und unvoreingenommenes Feedback zu geben und zu erhalten, was es dem Hotel ermöglicht, zu verstehen, was es gut gemacht hat oder wo Verbesserungsbedarf besteht.
Online travel agencies:
In unserer digitalen Welt sind Online-Reisebüros praktisch, denn sie bieten den Reisenden eine breite Palette an Reiseinspirationen, aus denen sie auswählen können.
Nachhaltigkeit:
Nachhaltigkeit ist nicht länger eine Option, sondern ein Muss. Bei Amanjena konzentrieren wir uns auf einen intensiven kulturellen Austausch und eine zunehmende Wertschätzung der Kreislaufwirtschaft. So wird zum Beispiel nichts weggeworfen, wenn es nicht für ein zweites Leben geeignet ist. So werden organische Abfälle zu Kompost, und seit Kurzem arbeiten wir mit einem Service zusammen, der unser gebrauchtes Speiseöl als Bio-Diesel wiederverwertet.
Fachkräftemangel:
Das Gastgewerbe steht aufgrund des Fachkräftemangels weiterhin vor Herausforderungen. Um qualifizierte Talente anzuziehen und zu halten, bietet die Branche umfassende Schulungs- und Leistungspakete an, die die berufliche Entwicklung fördern und ein positives Arbeitsumfeld schaffen sollen. Jeder Tag bietet neue Möglichkeiten und vielfältige Interaktionen, wenn man im Gastgewerbe arbeitet, und aus meiner eigenen Erfahrung heraus glaube ich, dass es ein Privileg ist, in einer so dynamischen und spannenden Branche arbeiten zu dürfen.
Schau dich doch auf der Website gleich selbst im Hotel Aman um.
Dich hat das Reisefieber gepackt, du kannst aber gerade nicht weit wegfliegen? Kein Problem, auch in nächster Näher gibt es tolle Hotels.
Fotos: © Aman