Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – den Chicago Bulls.
Was der Lockdown mit den Finanzreserven der Airlines macht, den Effekt haben die Chicago Bulls von 1990 bis 1998 auf die NBA. Der bärenstarke Bulle vom Lake Michigan trampelt sie alle in Grund und Boden.
Egal, ob die Konkurrenz einen Magic Johnson oder O’Neal auf den Basketball-Court schickt, einen Charles Barkley oder Clyde Drexler. Musterprofi Scottie Pippen, Rebound-Paradiesvogel Dennis Rodman, Defensiv-Bollwerk Ron Harper, vor allem jedoch Jahrhundert-Hero Michael Jordan (dem Netflix gerade in einer Doku huldigt) und Co. pulverisieren Rekorde am Laufmeter. Sie stellen mit 72 Siegen eine Marke auf, die fast 20 Jahre hält. Das US-Dream Team, das 1992 wie 1996 Olympiagold holt, besteht im Kern aus den Bulls-Buben. Dirigiert von Coach Phil Jackson sahnen sie sechs NBA-Titel in acht Jahren ab – die Flaute fällt auf Jordans zeitweiligen Ausflug in die Baseballarena. Zufall?
Neben Jordan und der Sporthalle mischt Dennis Rodman die Dekade auf: mit freaky Frisuren, Tattoos, Piercings. Mit Gastspielen im Profiwrestling sowie einem Van-Damme-Actionfilm. Später heiratet er Carmen Electra, macht sich nackt für den Tierschutz, zuletzt besucht er regelmässig und kontroverserweise seinen neuen, äh, „Freund fürs Leben“ Kim Jong-un in Nordkorea. Während die Bulls… Tja, der Rücktritt Jordans und der Versuch einer Verjüngungskur des Teams rammt den Stier gegen die Wand. 1998 bleibt bis dato die letzte Meisterschaft der Franchise.