Die Kunst von Daniel Arsham ist eine Zeitmaschine. Der Amerikaner transformiert kontemporäre Alltagsgegenstände und Popkultur in Objekte, die von erhabenem Zerfall gezeichnet sind und die Archäologie der Zukunft vorwegnehmen. Doch seine neue Kreation dreht die Zeit nicht vor und nicht zurück – sie hält sie fest. Für die Schweizer Marke Hublot hat Arsham deren erstes Taschenuhr-Modell entworfen. Wir haben den Künstler bei der Präsentation seiner Arsham Droplet in London getroffen.
FACES: Was bedeutet Zeit als Konzept für dich als Künstler?
Daniel Arsham: Ich habe nie eine Show gemacht, bei der man reinkommt und alles auf einmal sieht. Es muss eine Reise sein, bei der man sich durch den Raum bewegt. Und alle meine Arbeiten verwenden Materialien, die sich auf Archäologie oder Geologie beziehen.
FACES: Hast du dich zuvor schon mit Uhren in deiner Arbeit auseinandergesetzt?
Daniel Arsham: Zeit ist generell immer präsent in meiner Arbeit. Ich habe Skulpturen gemacht, die eine Uhr beinhalten. In meinen Gemälden gibt es kein identifizierendes Element, das sie an eine bestimmte Zeit bindet.
FACES: Wie ging der Prozess deiner Kollaboration mit Hublot vonstatten?
Daniel Arsham: Es ist tatsächlich das erste Mal, dass Hublot etwas kreierte, das nicht perfekt symmetrisch ist. Wir KünstlerInnen verwenden gerne Materialien auf neue und ungewöhnliche Art und Weise. Dabei geht es um die Idee der Alchemie: Die Wandlung von einem Material ins andere. Dies ist ein wesentlicher Teil meiner bildhauerischen Arbeit. Der Saphirkristall sah bei Hublot zuerst aus wie ein geschmolzener Glasklumpen. Dann wird diese organische Masse in etwas Technisches geformt. Das brachte mich dazu, über die Möglichkeiten nachzudenken, die mir zur Verfügung standen. Meine ursprüngliche Idee war eine Tisch- oder eine Wanduhr. Die Ingenieure konnten aber das Saphirglas nicht so groß machen, wie ich es wollte. Ich habe mir all diese verschiedenen historischen Bilder von der Zeitmessung angesehen, die bis in die Renaissance zurückreichen. Offensichtlich waren Taschenuhren so etwas wie der Ursprung: Die erste Möglichkeit, die Zeit mit sich herumzutragen.
„Die Aufgabe eines Künstlers ist es, Dinge zu enthüllen, die unter der Oberfläche unserer alltäglichen Erfahrung liegen.“
FACES: Was ist das Spezielle an der Arsham Droplet?
Daniel Arsham: Ich habe ein beidseitiges Clip-in-System entwickelt. So kann man die Uhr entweder als traditionelle Taschenuhr tragen oder sie kann in ein anderes Gerät eingeklinkt werden und so als Tischuhr zum Designobjekt werden. Das Designuniversum wird sogar auf die Verpackung ausgedehnt: Ein sandgestrahltes Aluminiumgehäuse mit drei verschiedenen Ebenen, in denen alles untergebracht ist.
FACES: Inwiefern hat diese Kollaboration mit Hublot die Grenzen der traditionellen Uhrenherstellung getestet?
Daniel Arsham: In gewisser Weise ist es eine Rückkehr in die Vergangenheit. Es ist etwa 100 Jahre her, seit Menschen Taschenuhren trugen. Aber das Objekt selbst fühlt sich futuristisch aus. Die Uhr sieht fast aus, als würde sie aus einer zukünftigen Ära stammen, verweist aber auf die Vergangenheit. Das ähnelt einigen meiner anderen Arbeiten. Es erlaubt den Objekten, in der Zeit zu schweben. Die große Herausforderung lag dann bei den Ingenieuren. Sie mussten herausfinden, wie die Funktionsweise der Uhr mit dem vorgesehenen Design funktioniert.
FACES: Die Uhr hat drei verschiedene Funktionen. Wie bist du es angegangen, einen Zeitmesser mit so vielseitiger Funktionalität zu designen?
Daniel Arsham: Hatten wir die Uhr einmal vom Handgelenk befreit, war sie frei, alles Mögliche zu werden. Das Clip-in-System für den Schreibtisch beispielsweise: Hublot hat noch nie so ein großes Objekt gemacht. Wenn man die Idee loslässt, hat sie das Potenzial, in verschiedenste Bereiche zu gehen.
FACES: Was soll deine Arbeit in der Kunst- oder Luxuswelt bewirken?
Daniel Arsham: Ich werde oft nach der Bedeutung gefragt, die hinter bestimmten Skulpturen oder Gemälden steht. Eine Uhr, ein Auto oder ein Stuhl verraten ihren Zweck. Malerei und Bildhauerei tun das nicht auf dieselbe Art und Weise, aber sie laden trotzdem zum Nachdenken ein. Die Aufgabe eines Künstlers ist es, Dinge zu enthüllen, die unter der Oberfläche unserer alltäglichen Erfahrung liegen.
„Zeitlosigkeit muss durch Zufall geschehen.“
FACES: Wie stehst du zu Künstlicher Intelligenz?
Daniel Arsham: KI ist einfach nur ein weiteres Werkzeug. Photoshop und 3D-Druck habe ich bisher auch in meinen Arbeiten verwendet. So wird auch KI Teil unserer Arbeitsweise werden.
FACES: Wie wünscht du dir, dass die Menschen deine Kunstwerke im Laufe der Zeit wahrnehmen?
Daniel Arsham: Als KünstlerIn kann man nur mit seiner eigenen Zeit arbeiten. Wenn wir ein Gemälde aus der Renaissance anschauen, dann ist dies voller Bezugnahmen auf die kulturellen Normen dieser Zeit – viele davon sind unmöglich für uns zu erkennen und zu verstehen. Meine Arbeit wird in Zukunft die gleiche Wirkung haben.
FACES: Welche Voraussetzungen muss ein Kunstwerk erfüllen, um zeitlos zu werden?
Daniel Arsham: Das großartige an zeitlosen Kunstwerken ist ja, dass dies niemals die Absicht war. Zeitlosigkeit muss durch Zufall geschehen.
FACES: Wenn du 1000 Jahre in die Zukunft reisen könntest, wo würdest du dann deine Kunst finden?
Daniel Arsham: Wer auch immer meine Arbeit in der Zukunft findet, wird sehr verwirrt sein (lacht). Sie fühlt sich ja jetzt schon an, als würde sie in die Vergangenheit gehören.
Hublot x Daniel Arsham: Arsham Droplet
Sie wirkt wie ein Wassertropfen, der aus dem ewigen Eis geschlagen wurde. Doch nicht nur dank ihrem Design bringt die Arsham Droplet die Herzen von Connaisseuren zum Schmelzen. Die erste Taschenuhr von Hublot bedient nicht bloß einen aktuellen Trend, sondern definiert diesen mit einem innovativen Konzept neu: Das Modell lässt sich auf klassische Art oder per Kette um den Hals tragen, zudem wird sie durch einen Aufsteller zum dekorativen Ausstellungsobjekt. Hergestellt aus Saphirglas, Titan und einem Uhrwerk,
das nur alle zehn Tage aufgezogen werden muss, ist dieses Bijou ausgerüstet für die nächsten 100 Jahre – jedoch auf 99 Exemplare limitiert.
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Fotos: © Hublot